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Letzte aktualiesierung 25.06.2020

 

Die Corona NEWS sind bis 01.09.2020 in der Sommerpause!

Sollte sich die aktuelle Lage verschärfen wird die Pause unterbrochen.



Experten-Berichte - Antikörpertests für Immunitätsnachweis ungeeignet

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 26.06.2020

Gleich zwei Reviews kommen zum gleichen Schluss: Antikörpertests können eine zurückliegende Infektion mit dem SARS-CoV-2 erkennen, aber für den Nachweis einer Immunität reicht ein Testergebnis nicht aus.  Antikörpertests weisen nicht den Erreger selbst, sondern die Reaktion des Immunsystems auf eine Infektion, nämlich die Bildung von Antikörpern nach. Wie gut das im Fall des Pandemievirus SARS-CoV-2 funktioniert, haben sich jetzt das europäische Netzwerk zur Gesundheitstechnologiebewertung (EUnetTHA) und die Cochrane Library genauer angeschaut. Sie werteten die vorhandene Literatur zur Genauigkeit aus und ziehen in aktuellen Publikationen ein ernüchterndes, wenn auch vorläufiges Fazit. Das Netzwerk EUnetTHA zog in seine Analyse, an der auch das deutsche Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit (IQWiG) beteiligt war, 40 Studien mit ein. Das Ergebnis erschien nun auf der Website der Organisation. Demnach können die Antikörpertests eine zurückliegende Infektion mit dem SARS-Coronavirus nachweisen. Jedoch sei die Genauigkeit der Tests bislang nicht ausreichend. Vor allem sei fraglich, ob ein positives Testergebnis als Zeichen einer Immunität gegen eine erneute Infektion gewertet werden kann. »Auch ist ein positives Testergebnis nach überstandener Infektion kein sicherer Nachweis dafür, dass die Person das Virus nicht mehr an andere Personen übertragen kann«, heißt es in einer Mitteilung des IQWiG.


Extrakorporale Verfahren für COVID-19-Patienten bisher wenig genutzt

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 24.06.2020

In Zeiten der COVID-19-Pandemie fokussieren sich Therapeuten in jüngster Zeit auf die Schlüsselfrage, wie die überschießende Immunantwort des Körpers abzuwenden wäre, wenn die ersten Linien der Immunabwehr bereits versagt haben. Oder wie der Kör­per von der Last der inflammatorischen Mediatoren – dem Zytokinsturm – und nicht zu­letzt von den Viren selbst befreit werden könnte. Daher kommen immer häufiger extrakorporale Verfahren ins Spiel, die in unterschiedli­cher Weise als Filter- und Adsorptionssystem wirksam werden können. „Das ist nicht zu­letzt deshalb entscheidend, weil zum Beispiel 20 bis 30 % der Patienten auf der Intensiv­station wegen ihrer eingeschränkten Nierenfunktion für eine Remdesivirtherapie über­haupt nicht infrage kommen“, erläuterte Jan T. Kielstein, Chefarzt der Nephrologie, Blut­reinigung & Rheumatologie am Städtischen Klinikum Braunschweig.


SARS-CoV-2-Impfstoffe – Teil 3 - Impfen mit RNA oder DNA

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 24.06.2020

Bei der Suche nach effektiven Pandemie-Impfstoffen wird neben klassischen Methoden auch ein vergleichsweise neuer Ansatz verfolgt: genbasierte Impfstoffe. Die RNA- oder DNA-Vakzine bieten einige Vorteile, doch bislang ist noch kein Impfstoff dieser Art zugelassen worden. Klassische Impfstoffe wie inaktivierte Ganzvirus-Impfstoffe oder Protein-basierte Vakzine sind aufwendig zu produzieren. Das Virus, gegen das die Impfung schützen soll, muss in Hühnereiern oder in Zellkultur angezüchtet oder das Impfantigen in geeigneten Zellen produziert werden. Deswegen arbeiten Forscher weltweit seit etwa einem Jahrzehnt an einem anderen Ansatz: Der Körper des Geimpften soll die Antigene selbst produzieren. Hierfür wird die »Bauanleitung« für ein Protein des Erregers verimpft, das dann im Körper gebildet wird und eine Immunreaktion bewirkt. Vorteilhaft ist, dass diese Impfstoffe schnell entwickelt werden können, rasch in großen Mengen produzierbar und außerdem sicher sind. Auch gegen das Pandemievirus SARS-CoV-2 werden genbasierte Impfstoffe entwickelt. Dabei gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten: Der Impfstoff kann DNA oder RNA enthalten.

 


„CoronaUpdate“-Podcast - Wann hat Corona endlich ein Ende?

Quelle: Ärzte Zeitung, 22.06.2020

 

Einige Zeit war der R-Wert für Corona unter 1. Dann kamen Tönnies und Co und er schnellte rasch über wieder 2 – samt neuerlichem Lockdown. Doch wann hat Corona ein Ende? Und was bedeutet das für diesen Podcast? Ein „CoronaUpdate“ über eine Reform.


SARS-CoV-2-Impfstoffe – Teil 2 - Vektorviren als Plattform

Quelle Pharzeutische Zeitung, 16.06.2020

Bei der Suche nach Pandemie-Impfstoffen gewinnen Plattfomtechnologien an Bedeutung. Unter diesen sind Vektorimpfstoffe prominent vertreten. Die Basis bilden harmlose Viren, deren Genom zusätzlich die Bauanleitung für ein Coronavirus-Protein enthält. So wird das Impfantigen von den Zellen des Geimpften selbst produziert. Zwei Kandidaten nach diesem Prinzip sind schon in der Klinik. Seit vielen Jahren verfolgen Forscher im Rahmen der Weiterentwicklung von Impfstoffkonzepten die Idee, den Körper Impfantigene selbst herstellen zu lassen. Eine dieser Strategien, die jüngst bei einem ersten zugelassenen Impfstoff zum Schutz vor Ebola realisiert wurde, ist das Konzept der Vektorimpfstoffe. Dieses Prinzip wird auch bei der Entwicklung von Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 verfolgt. Bei Vektorimpfstoffen wird das Genmaterial für ein Impfantigen in ein infektionsfähiges, gut bekanntes Trägervirus eingebaut, das dann als Impfstoff injiziert wird. Dieser Vektor dient als eine Art Genfähre, die genetisches Material in die Körperzellen einschleust. Dort wird das zusätzliche Gen für das Impfantigen in dem Vektorvirus abgelesen und in ein virales Protein übersetzt, das dann im Geimpften die Produktion von Antikörpern und spezifischen T-Zellen gegen dieses Antigen provoziert.

 


SARS-CoV-2-Impfstoffe – Teil 1 - Ganzvirus-Impfstoffe als einfachste Form

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 10.06.2020

Ganzvirus-Impfstoffe als einfachste Form von Vakzinen werden auch gegen das Pandemievirus SARS-CoV-2 entwickelt. Sie sind schnell und einfach zu produzieren und sehr immunogen, haben aber auch deutliche Nachteile. Es sind wahrscheinlich die besten Impfstoffe mit Blick auf die Immunantwort, doch bei der Sicherheit sieht es wieder ganz anders aus. Die Rede ist von SARS-CoV-2-Vakzinen mit ganzen Viren. Das Prinzip ist einfach: Man nimmt den Erreger, gegen den man schützen möchte, züchtet ihn in Kultur an und verwendet ihn dann in abgeschwächter Form, die keine Krankheitssymptome mehr auslöst, oder in inaktivierter Form. Diese ganzen Viren sind die klassischen Impfantigene. Hier liegen die Wurzeln der Impfstoffentwicklung. Edward Jenner, der Mann, der das Impfen erfand, verwendete im Jahr 1796 in einem riskanten Versuch harmlose Kuhpocken, um den Jungen James Phipps vor den gefährlichen Menschenpocken zu schützen. Wie man weiß, ging alles gut. Aber heute wird mehr Wert auf Sicherheit gelegt.


SARS-CoV-2 - Virusmutation bislang kein Anlass zur Sorge

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 24.06.2020

Eine Analyse aus den USA lässt aufhorchen: SARS-CoV-2 könnte zu einer noch gefährlicheren Variante mutiert sein, heißt es da. Experten haben daran große Zweifel. So wirklich nötig habe das Coronavirus Veränderungen auch gar nicht – es sei schon ziemlich gut angepasst. In einer noch nicht begutachteten Preprint-Veröffentlichung schließen Forscher des US-amerikanischen Scripps Research Institutes aus Genomanalysen, dass eine Mutation mit der Bezeichnung D614G das Virus infektiöser macht. Unter Laborbedingungen könne der Erreger mehr Zellen infizieren, berichtete das Team kürzlich. Die D614G-Mutation sei in den in Europa und an der Ostküste der USA kursierenden Virusstämmen tatsächlich stark präsent, erklärt Professor Dr. Richard Neher von der Universität Basel dazu. «Aus dieser Dominanz lässt sich aber nicht schließen, dass sich das Virus mit der Mutation schneller verbreitet.» Die Dominanz sei nicht zwingend auf eine höhere Übertragungsrate oder Virulenz zurückzuführen, sondern den Zufall, erklärt der Leiter der Forschungsgruppe »Evolution von Viren und Bakterien«. Die D614G-Virusvariante habe am Beginn einzelner größerer Ausbrüche gestanden und sich in der Folge stärker ausgebreitet als andere Varianten. «Zufälle spielen gerade am Anfang eine unglaublich große Rolle.»



Immunsystem - Nützt oder schadet Interferon-λ bei Covid-19?

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 23.06.2020

Schon einmal von Interferon lambda (IFN-λ) gehört? Dieses Typ-III-Interferon wird derzeit klinisch bei Covid-19-Patienten getestet. Doch noch ist unklar, wie genau das Immunsystem darauf reagiert. Interferone sind wichtige Botenstoffe, die das Immunsystem bei Virusinfektionen bildet. Sie induzieren die Produktion von antiviral wirksamen Proteinen und helfen dem Immunsystem, die Erreger zu erkennen und zu eliminieren. Typ-I-Interferone wie IFN-α und -β werden bei Hepatitis B und Hepatitis C beziehungsweise bei Multipler Sklerose eingesetzt. Zu den Typ-II-Interferonen gehört IFN-γ. Weniger bekannt ist das Typ-III-Interferon IFN-λ. Es kommt vor allem in den Schleimhäuten vor. Bislang wurde postuliert, dass IFN-λ antiviral wirkt, aber im Gegensatz zu anderen Interferonen keine überschießende und gewebeschädigende Reaktion der neutrophilen Granulozyten auslöst. An der US-amerikanischen Stanford University läuft seit April eine Phase-II-Studie, bei der 120 Covid-19-Patienten Peginterferon λ-1a oder Placebo bekommen (NCT04331899). Die Ergebnisse stehen noch aus. Derweil äußern Forscher vom Boston Children's Hospital im Fachjournal »Science« Bedenken, dass IFN-λ das Risiko für lebensbedrohliche bakterielle Superinfektionen erhöhen könnte.


Intensivmedizin - Neue Empfehlung zur Therapie von Covid-19-Patienten

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 22.06.2020

Bereits im März erschien die erste Empfehlung, wie Covid-19-Patienten auf Intensivstationen behandelt werden sollten. Seitdem sind viele Studienergebnisse zum Thema erschienen. Wie sieht die bestmögliche Versorgung derzeit aus? Wie sieht die bestmögliche intensivmedizinische Therapie von Patienten mit Covid-19 aus? Diese Frage versuchen die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) sowie die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) und weitere Fachgesellschaften in ihren aktualisierten Empfehlungen zu beantworten. Sie sollen jedem Mediziner bei der zielgerichteten Behandlung betroffener Patienten helfen. »Diese neue Leitlinie findet einen breiten Konsens unter den beteiligten Experten sowie medizinischen Vereinigungen und gibt damit behandelnden Ärzten mehr Sicherheit bei der Arbeit«, betonen die Präsidenten der beiden federführenden Fachgesellschaften, Professor Dr. Uwe Janssens (DIVI) und Professor Dr. Stefan John (DGIIN). Die S1-Leitlinie behandelt viele verschiedene Aspekte, vor allem die Diagnostik, die Unterbringung und Hygienemaßnahmen sowie geeignete Maßnahmen bei hochgradigem Sauerstoffmangel im Blut, beim Kreislaufstillstand und Herz-Lungen-Wiederbelebung. Bei jeder Behandlung sei der Patientenwille zu berücksichtigen.


Coronavirus-Infektion - So kommt es zu Geruchsstörungen

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 22.06.2020

 

Viele Covid-19-Patienten berichten von Geruchs- und Geschmacksstörungen. Doch wie kommen diese zustande? Neue Erkenntnisse deuten darauf hin, dass keine direkte Nervenschädigung dahintersteckt – und dass die Störung reversibel ist. Geruchs- und Geschmacksstörungen kennen viele Patienten als Symptom der banalen Erkältung. In diesem Fall leidet der Geruchssinn ganz einfach deshalb, weil die Atemluft durch die verstopfte Nase die Duftrezeptoren nicht mehr erreicht. Bei Covid-19 tritt der Verlust des Geruchssinns jedoch oft auf, ohne dass die Nase verstopft ist. Experten gingen daher zunächst davon aus, dass das SARS-Coronavirus-2 die Sinneszellen des Riechepithels in der Nase direkt befällt und schädigt. Das scheint so aber nicht ganz zu stimmen, wie der Rhinologe und HNO-Chirurg Dr. Simon Gane von der University of London und die auf Düfte spezialiserte Chemikerin Professor Dr. Jane Parker von der University of Reading aktuell auf der akademischen Kommunikationsplattform »The Conversation« ausführen. Die beiden Experten verweisen auf eine Arbeit, die kürzlich auf dem Preprint-Server »BioRxiv« erschien, der zufolge nicht die olfaktorischen Nerven selbst, sondern die Zellen des sie umgebenden Versorgungsgewebes mit SARS-CoV-2 infiziert werden (DOI: 10.1101/2020.03.25.009084). Ein internationales Forscherteam hatte darin das Vorkommen von ACE2-Rezeptoren und TMPRSS2 auf verschiedenen Zelltypen im Riechareal der Nase analysiert.


Medizin - SARS-CoV-2: Immunität nach asymptomatischen Infektionen zweifelhaft

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 19.06.2020

Noch ist unklar, wie lange ein Immunschutz nach einer überstandenen Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 anhält. In einer Studie in Nature Medicine (2020; DOI: 10.1038/s41591-020-0965-6) ging die Antikörper-Konzentration bereits nach wenigen Wochen zurück. Nach einer anderen Studie in Nature (2020; DOI: 10.1038/s41586-020-2456-9) ist nicht die Menge der Antikörper entscheidend, sondern deren Qualität und die Bildung von Gedächtniszellen, die im Fall einer erneuten Infektion die Immunabwehr aktivieren könnten. Das zweite SARS-Coronavirus konnte sich im Gegensatz zum ersten weltweit ausbreiten, weil nicht alle Infizierten erkranken und auch asymptomatisch Infizierte das Virus übertragen können. Ein Team um Ai-Long Huang von der Medizinischen Universität in Chongqing, einer Millionenstadt in Mittelchina, hat 37 Personen, die ihre Infektion nicht bemerkt hatten, näher untersucht. Die Personen waren bei Kontaktuntersuchungen durch einen positiven Gentest auf SARS-CoV-2 aufgefallen. Obwohl sich alle 37 gesund fühlten, hatten 11 erhöhte Laborwerte des C-reaktiven Proteins. Die gleiche Anzahl wies die für die Erkrankung typischen Milchglasinfiltrate in der Computertomografie auf, die eine Lungenentzündung anzeigen.


Starke T-Zellantwort - Hepatitis-C-Impfstoff punktet in Phase-I

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 19.06.2020

Impfstoffentwicklungen gegen das Humane Immundefizienzvirus (HIV) und das Hepatitis-C-Virus (HCV), die beide ein RNA-Genom besitzen, sind bisher alle gescheitert. Nun berichten Forscher von einer neuen Impfstrategie zum Schutz gegen das Hepatitis-C-Virus. Dabei spielt ein ganz besonderes Adjuvanz eine Rolle. Forscher der Universitäten von Oxford und Kopenhagen berichten von einer neuen Impfstoffentwicklung gegen das Hepatitis-C-Virus (HCV). Das von ihnen entwickelte Konzept basiert auf der Vektortechnologie. Da schon länger bekannt ist, dass eine HCV-spezifische T-Zellantwort entscheidend für die Kontrolle von Infektionen ist, legten sie bei der Entwicklung ihrer Vakzine auf einen starken Stimulus zur Bildung spezifischer T-Zellen wert.


Corona-Impfstoff - Ergebnisse der CureVac-Studie noch im Sommer erwartet

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 19.06.2020

Der Leiter der ersten klinischen Studie mit dem mRNA-basierten Coronavirus-Impfstoff der Firma Curevac rechnet bereits in zwei Monaten mit ersten Ergebnissen. Am Mittwoch wurde die Studie genehmigt und schon bald wird der erste Proband geimpft. «Das wird ziemlich fix gehen», sagte Professor Dr. Peter Kremsner, Direktor des Instituts für Tropenmedizin, an dem der Wirkstoff getestet wird. Die Probandenuntersuchungen seien am Donnerstag angelaufen, aber die erste Impfung stehe noch aus. Der erste Proband sei ein junger Mensch. «Er wird dann erst mal 24 Stunden bei uns in der Abteilung überwacht», sagte Kremsner. Das Ziel der ersten Phase der Studie ist, etwas über die Verträglichkeit und die spezifische Immunantwort zu erfahren. Nach und nach sollen mehr als 100 gesunde Freiwillige im Alter zwischen 18 und 60 Jahren an der Studie am Institut für Tropenmedizin, Reisemedizin und Humanparasitologie der Uniklinik Tübingen teilnehmen. Die Studie wird in mehreren Phasen ablaufen. Erst soll der Impfstoff den Probanden in der niedrigsten Dosierung von 2 Mikrogramm verabreicht werden. Die Zahl der Teilnehmer sowie die Dosis des Wirkstoffs sollen abhängig von der Verträglichkeit erhöht werden. Im nächsten Schritt sollen die Altersgrenzen erweitert werden, ebenso soll dann international getestet werden.


SARS-CoV-2-Impfstoff - Zweite Studie in Deutschland startet

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 17.06.2020

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat die Genehmigung für eine zweite klinische Studie mit einem Impfstoffkandidaten gegen das Coronavirus SARS-CoV-2- erteilt. Getestet wird die mRNA-Vakzine CVnCoV des Tübinger Unternehmens CureVac. Mit der jetzt genehmigten Phase-I-Studie will CureVac einerseits die Sicherheit und Immunogenität des Impfstoffkandidaten zeigen und andererseits die optimale Dosis bestimmen. Teilnehmen sollen 168 gesunde Freiwillige, die an drei Standorten in Deutschland und einem in Belgien geimpft werden: im Institut für Tropenmedizin in Tübingen, im Tropeninstitut des Universitätsklinikums der LMU München, an der Medizinischen Hochschule Hannover sowie am Universitätsklinikum Gent. Geplant sind drei Dosierungen sowie eine Placebogruppe. Jeweils 48 Probanden erhalten an den Tagen 1 und 29 entweder jeweils 2 µg, 4 µg oder 8 µg CVnCoV als intramuskuläre Injektion, 24 Probanden bei beiden Gelegenheiten Placebo. Erste Ergebnisse der Studie werden im Herbst erwartet. CVnCoV enthält in Lipid-Nanopartikel verpackte messengerRNA (mRNA), die für das Spike (S)-Protein von SARS-CoV-2 kodiert. Nach der Aufnahme in Körperzellen produzieren diese das eigentliche Impfantigen, das SARS-CoV-2-S-Protein. Auf dieses reagiert das Immunsystem des Geimpften, indem es Antikörper und  spezifische T-Zellen bildet. »Die durch die Impfung ausgelöste Immunantwort ist ausgewogen und sehr ähnlich zur natürlichen Immunantwort auf eine Infektion mit dem Coronavirus«, sagte Dr. Mariola Fotin-Mleczek, Chief Technology Officer von CureVac, heute bei einer Pressekonferenz.

 



Medizin - COVID-19: Antikörper-Cocktails vor der klinischen Erprobung

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 16.06.2020

 

La Jolla/Kalifornien, Amsterdam/Niederlande, Lebanon/New Hampshire und Tarrytown/New York – Monoklonale Antikörper, die sich in beliebiger Menge herstellen lassen, könnten für Patienten mit COVID-19 effektiver sein als eine Serumtherapie, die auf die Antikörper aus dem Blut von rekonvaleszenten Patienten angewiesen ist. In Science stellen mehrere Forschergruppen verschiedene Antikörper vor. Ein „Cocktail“ aus zwei Antikörpern soll jetzt in klinischen Studien erprobt werden. Antikörper sind die wichtigste Waffe des Immunsystems gegen Virusinfektionen. Auch eine Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 wird in der Regel durch Anti­körper beendet – wenn der Patient nicht vorher an den Folgen von COVID-19 stirbt. Die Immun­abwehr benötigt in der Regel 1 bis 2 Wochen, bis die Antikörper-Produktion angelaufen ist. In der Zwischenzeit könnten die Patienten von der therapeutischen Gabe von Antikörpern profitieren. Dies ist zum einen durch die Serumtherapie möglich, die derzeit in verschie­denen Zentren erprobt wird.


Vorläufige Ergebnisse der Eltern-Kind COVID-19-Studie in Baden-Württemberg

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 16.06.2020

 

Insgesamt geringe Zahl von unbemerkten Infektionen – Kinder seltener infiziert als Eltern / Rund 2.500 Kinder im Alter von einem bis zehn Jahren und jeweils ein Elternteil wurden zwischen dem 22. April und dem 15. Mai 2020 auf aktuelle oder bereits überstandene SARS-CoV-2-Infektionen untersucht / Ein Eltern-Kind-Paar war in diesem Zeitraum infiziert, 64 Personen hatten weitgehend unbemerkt bereits zuvor eine SARS-CoV-2-Infektion durchlaufen / Kinder stellten weniger als ein Drittel der Betroffenen und scheinen nicht nur seltener an COVID-19 zu erkranken, sondern auch seltener mit SARS-CoV-2 infiziert zu sein. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der vier Universitätsklinika in Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm haben in der vom Land Baden-Württemberg initiierten und finanzierten COVID-19-Kinder-Studie untersucht, wie viele Paare aus je einem Elternteil und einem Kind unbemerkt zum Zeitpunkt der Testung infiziert waren oder bereits Antikörper nach einer überstandenen, aber unbemerkt gebliebenen Corona-Virus-Infektion gebildet hatten. Acht Wochen nach Start der Studie liegen nun die vorläufigen Ergebnisse vor: ein Eltern-Kind-Paar unter den circa 5.000 Studienteilnehmern wurde zum Zeitpunkt des Tests positiv auf das Corona-Virus getestet. Bei 45 Erwachsenen und 19 Kindern fanden sich Antikörper gegen SARS-CoV-2. Die getesteten Kinder im Alter von einem bis zehn Jahren waren also seltener infiziert als Erwachsene. Weniger als ein Drittel der auf Antikörper positiv getesteten Personen sind Kinder. Bei 13 Eltern-Kind-Paaren waren beide infiziert, d. h. die Erkrankung eines Elternteils führt nicht zwingend zur Erkrankung des Kindes und umgekehrt.

 


Coronaviren breiteten sich ähnlich wie Grippe aus

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 15.06.2020

 

Wie stark beeinflussen Temperatur und Luftfeuchtigkeit den Verlauf der Corona-Pandemie? Eine Analyse liefert Hinweise. Allerdings ist die Zahl Einfluss nehmender Faktoren groß und ihr Zusammenspiel komplex. Zumindest bis etwa Mitte März hat sich Corona einer Analyse zufolge wie eine saisonale Infektionserkrankung ähnlich der Grippe ausgebreitet. Das Infektionsgeschehen spielte sich demnach besonders stark in Regionen mit ähnlicher Temperaturspanne und Luftfeuchtigkeit ab, wie Forscher um Mohammad Sajadi von der University of Maryland in Baltimore im Fachjournal «JAMA Network Open» berichten. Sie hatten Daten aus acht Städten mit hohen und 42 mit geringen Infektionszahlen analysiert. Sajadi und Kollegen begannen mit ihrer Untersuchung, als die Fallzahlen im Februar im Iran rasant stiegen. Sie wählten Städte aus Ländern aus, die am 10. März mindestens zehn Todesfälle in Zusammenhang mit Covid-19 zu verzeichnen hatten: Wuhan (China), Tokio (Japan), Daegu (Südkorea), Ghom (Iran), Mailand (Italien), Paris (Frankreich), Madrid (Spanien) und Seattle (USA). Die Städte liegen alle zwischen dem 30. und 50. Grad nördlicher Breite; 20 bis 30 Tage vor dem ersten Coronatoten hatten sie Durchschnittstemperaturen von fünf bis elf Grad und eine spezifische Luftfeuchtigkeit von drei bis sechs Gramm pro Kilogramm Luft.


SARS-CoV-2 - Offizielle Corona-Warn-App soll am Dienstag starten

Quelle: Ärztezeitung, 14.06.2020.

Die letzten Tests für die bundesweite Corona-Warn-App sind abgeschlossen. Spahn und Seehofer wollen nun das offizielle Go für die App geben. Die offizielle Corona-Warn-App des Bundes wird am Dienstag vorgestellt und freigeschaltet. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Sonntag in Berlin. Letzte Tests seien gut verlaufen, hieß es. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte bereits am Freitag im Anschluss an die Videokonferenz der EU-Gesundheitsminister angekündigt, die App kommende Woche vorzustellen. Mit der App sollen die Corona-Infektionsketten besser erkannt werden. Sie soll dafür sorgen, dass bei einer Lockerung für das öffentliche Leben die Ausbreitung des Coronavirus nicht wieder stark zunimmt. Nach weiteren Informationen soll die App von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), Innenminister Horst Seehofer (CSU), Vertretern der an der Entwicklung beteiligten Unternehmen T-Systems und SAP sowie Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) vorgestellt werden.



Ansteckungsgefahr - Fast jeder zweite SARS-CoV-2-Infizierte symptomlofrei

Quelle: Ärztezeitung, 11.06.2020

Asymptomatische Infizierte könnten einen wesentlichen Einfluss auf das Infektionsgeschehen der Corona-Pandemie haben. Forscher plädieren daher dafür, die Testprogramme weltweit auszuweiten. Eine Ursache für die schnelle Ausbreitung von SARS-CoV-2 könnten Infizierte sein, die asymptomatisch bleiben. So halten es Forscher um Dr. Daniel Oran von Scripps Research Translational Institut in La Jolla, Kalifornien, für wahrscheinlich, dass 40 bis 45 Prozent der mit SARS-CoV-2 infizierten Menschen keine Symptome entwickeln (Ann Intern Med 2020; online 3.Juni). Damit widersprechen die Ergebnisse der Weltgesundheitsorganisation (WHO): Dr. Maria van Kerkhove, Leiterin des Notfallprogramms der WHO, hatte Anfang der Woche berichtet, die Übertragung von SARS-CoV-2 durch asymptomatische Patienten sei „äußerst selten“. Denn bei genauerer Nachfrage berichteten viele Patienten dann doch von sehr milden oder ungewöhnlichen Symptomen, etwa vom Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns, der ja zunächst nicht mit einer Atemwegsinfektion in Zusammenhang gebracht wurde.


Lymphozyten - Zwei Blutwerte erlauben Prognose über Covid-19-Verlauf

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 11.06.2020

Wie schwer eine Covid-19-Erkrankung verläuft, lässt sich einer Studie zufolge schon früh an zwei Typen von Abwehrzellen im Blut vorhersagen. Das Resultat könnte die Therapie beeinflussen, zum Beispiel wenn die Patienten wegen einer Grunderkrankung Immunsuppressiva oder eine Chemotherapie erhalten. Bei einer Covid-19-Erkrankung ließ sich in einer Studie mit 40 Patienten in Wuhan anhand von zwei Typen von Abwehrzellen im Blut vorhersagen, ob ein Patient einen schweren Verlauf oder nur milde Symptome entwickelt. Die Befunde seien in Deutschland bei mehreren Patienten bestätigt worden, sagt Ko-Autor Professor Dr. Ulf Dittmer, Direktor des Instituts für Virologie der Uniklinik Essen und Vizepräsident der Gesellschaft für Virologie. Die Studie war bereits Mitte April im Fachblatt «EBioMedicine» veröffentlicht worden. Bei einem der beiden Immunzell-Typen handelt es sich laut Dittmer um Killer-T-Zellen mit einem bestimmten Oberflächenmarker (CD8). Sie töten virusinfizierte Körperzellen ab und unterbrechen damit die Vermehrung des Coronavirus SARS-CoV-2. «Wenn die Patienten nur wenige von diesen Zellen haben, haben sie ein hohes Risiko, schwere Symptome wie etwa eine Lungenentzündung oder Gerinnungsstörungen zu entwickeln», erläutert Dittmer. Der andere Zelltyp sind Neutrophile. «Die sind eigentlich dafür da, Bakterien abzuwehren. Sie können aber auch T-Zellen in ihrer Funktion unterdrücken.» Demnach wurden in Blutproben mit vielen Neutrophilen nur wenige T-Zellen gefunden, was mit einem schwereren Krankheitsverlauf verbunden war.


Innovative Textilien für Gesichtsmasken können SARS-CoV-2 direkt inaktivieren, wie Forscher aus Berlin und Aachen zeigen

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 10.06.2020

 

Forscher der Freien Universität Berlin am Institut für Tier- und Umwelthygiene und des Instituts für Textiltechnik (ITA) der RWTH Aachen University haben bei der Erforschung von alternativer persönlicher Schutzausrüstung innovative Textilien für Gesichtsmasken untersucht, die den Erreger Sars-CoV-2 direkt inaktivieren. Die Tests wurden im Rahmen des von der Europäischen Union geförderten EIT-Gesundheitsprojektes ViruShield durchgeführt, das sich zum Ziel gesetzt hat, alternative Materialien für Gesichtsmasken vor dem Hintergrund eines knappen Angebots und global unausgewogener Lieferketten für persönliche Schutzausrüstung zu finden. Während die Forscher des Institut für Textiltechnik (ITA) der RWTH Aachen University die chemischen und physikalischen Eigenschaften verschiedener Textilien für Gesichtsmasken untersuchten, konnten die Forscher der Freien Universität Berlin nachweisen, dass neuartige, von der Schweizer Firma Livinguard entwickelte Textilien im Vergleich zu bisher üblichen für die Maskenproduktion genutzten Materialien hohe Mengen an SARS-CoV-2-Viruspartikeln innerhalb weniger Stunden um bis zu 99,9 Prozent reduzieren können. "Die Textilien in diesen Masken können so die ausgeatmeten und an der Gesichtsmaske anhaftenden Viren kontinuierlich inaktivieren und den Umgang mit diesen Masken insgesamt sicherer machen", erläutert Professor Dr. Uwe Rösler vom Institut für Tier- und Umwelthygiene der Freien Universität Berlin. "Darüber hinaus könnten solche Textilien auch dazu beitragen, Hygieneprobleme in anderen allgemeinen und medizinischen Bereichen, auch über COVID-19 hinaus, zu reduzieren."


Weltweit erste große genomweite Studie - Kieler Forschungsteam findet Genvarianten für schweren Verlauf von Covid-19

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 12.06.2020

 

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel haben in Zusammenarbeit mit einer Arbeitsgruppe aus Norwegen in der weltweit ersten großangelegten genomweiten Studie Genvarianten gefunden, die den Verlauf von Covid-19 deutlich beeinflussen – eine davon betrifft das Gen für die Blutgruppeneigenschaft. Die Untersuchung hatte gezeigt, dass Menschen mit der Blutgruppe A ein um etwa 50 Prozent höheres Risiko für einen schweren Verlauf von Covid-19 tragen als Menschen mit anderen Blutgruppen. Menschen mit Typ-0-Blutgruppe hingegen waren um knapp 50 Prozent besser vor einer ernsten Covid-19-Erkrankung geschützt. Die Blutgruppe könnte Einfluss auf die Stärke der Covid-19-Symptome haben. Warum erkranken manche Menschen schwer an Covid-19, während andere kaum Symptome zeigen? Eine Antwort darauf könnte in ihren unterschiedlichen Blutgruppen liegen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) haben in Zusammenarbeit mit einer Arbeitsgruppe aus Norwegen in der weltweit ersten großangelegten genomweiten Studie Genvarianten gefunden, die den Verlauf der Krankheit deutlich beeinflussen – eine davon betrifft das Gen für die Blutgruppeneigenschaft. Federführend bei dem aufsehenerregenden Projekt sind Prof. Dr. Andre Franke, Direktor des Instituts für Klinische Molekularbiologie (IKMB) und Vorstandsmitglied des Exzellenzclusters „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ sowie die Erstautoren Prof. Dr. David Ellinghaus und Frauke Degenhardt, die beide ebenfalls im IKMB tätig sind. Die Studie wird in Kürze in der Online-Ausgabe des hochrangigen „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht werden.


Neue Verordnung - Corona-Tests auch ohne Symptome

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 10.06.2020

Um die Corona-Pandemie in Deutschland unter Kontrolle zu halten, kommt es auf die Spurensuche bei Infektionen an - auch mit mehr Tests. Diese sind mit einer neuen Verordnung nun auch für einen größeren Personenkreis und auch ohne Krankheitsymptome auf Kassenkosten möglich. Im Kampf gegen das Coronavirus sind jetzt auch Tests ohne akute Krankheitsanzeichen auf breiter Front möglich - besonders in sensiblen Bereichen wie Kliniken, Pflegeheimen, Schulen und Kitas. Eine am Dienstag verkündete Verordnung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) legt dafür eine Reihe zusätzlicher Testmöglichkeiten auf Kassenkosten fest, die rückwirkend zum 14. Mai in Kraft treten. Der öffentliche Gesundheitsdienst beziehungsweise Ärzte müssen die Tests anordnen, damit die Kostenübernahme durch die GKV gesichert ist.


Covid-19 - Die große Unbekannte

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 10.06.2020

 

Trotz weltweit bereits mehr als 7,2 Millionen Fällen ist vieles rund um die von SARS-CoV-2 verursachte Erkrankung Covid-19 noch unbekannt. Beim Pharmacon@home berichtete ein Intensivmediziner von seinen Erfahrungen. »Covid-19 eine Multisysteminfektion: Krankheitsverlauf, Komplikationen und Abgrenzung zu anderen Erkrankungen« hieß der Vortrag von Dr. Holger Neb, der als Intensivmediziner an der Universitätsklinik in Frankfurt am Main arbeitet. Dort wurden seit Ausbruch der Pandemie insgesamt 82 Covid-19-Patienten behandelt – weit weniger, als zunächst erwartet worden waren. Auch andernorts in Deutschland seien die Intensivstationen mittlerweile so leer, dass die Kliniken ihre eigens für die Pandemie eingerichteten Bereiche wieder zurückführen, berichtete Neb. Für den Fall einer zweiten Infektionswelle könnten die Kapazitäten jedoch schnell wieder aufgebaut werden. Andere Länder hatten und haben bekanntlich weitaus größere Probleme. Doch trotz einer beispiellosen Flut an Veröffentlichungen, mittels derer Ärzte und Forscher ihre Beobachtungen und Erfahrungen mit der Erkrankung mit Kollegen in aller Welt teilen, müsse man sagen: »Verstanden haben wie die Erkrankung noch lange nicht.« In einigen Fällen hätten sich die Einschätzungen auch schon grundlegend geändert, sobald neue Erkenntnisse hinzugekommen seien.

 



Verordnung in Kraft - Start frei für Corona-Massentests

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 09.06.2020

Ab sofort kann in Deutschland breiter auf das neue Coronavirus SARS-CoV-2 getestet werden. Die Verordnung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ist in Kraft getreten – damit ist der Weg frei für Tests zulasten der GKV auch von Menschen ohne Symptome. Die Test-Strategie von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kann anrollen. Am Dienstagnachmittag ist die „Verordnung zu Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung bei Testungen für den Nachweis des Vorliegens einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2“ in Kraft getreten. Damit ist der Weg frei für Tests zu Lasten der GKV auch von Menschen ohne Symptome. „Wir wollen das Virus im Keim ersticken“, sagte Spahn. Das gehe nur mit präventiven Reihentests in Kliniken und Pflegeheimen und wenn möglichst alle Kontaktpersonen getestet würden, sagte der Minister.


Vorbild Jena - Masken verhindern Ausbreitung des Coronavirus

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 09.06.2020

 

Die Stadt Jena war eine der ersten, die in Deutschland zur Eindämmung von SARS-CoV-2 eine Maskenpflicht eingeführt hat. Eine Analyse zeigt nun, dass damit viele Covid-19-Fälle verhindert werden konnten. Medizinischer Mund-Nasen-Schutz, FFP2-Masken sowie selbstgenähte Maskengehören mittlerweile überall in Deutschland zum Straßenbild. Zu Beginn der Corona-Pandemie war das jedoch völlig anders: Eine Maskenpflicht wurde zunächst weder vom Robert-Koch-Institut (RKI) noch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) befürwortet. Anfang April änderte jedoch das RKI seine Einschätzung. Die WHOzog erst Anfang Juni nach, nachdem eine Metaanalyse im Fachjournal »The Lancet« gezeigt hatte, dass das Tragen von Atemschutzmasken helfen kann, Ansteckungen mit dem neuen Coronavirus zu vermeiden (DOI: 10.1016/S0140-6736(20)31142-9). In Deutschland waren sich die politisch Verantwortlichen in Bund und Ländern lange uneinig darüber, ob eine Maskenpflicht eingeführt werden sollte. Die Stadt Jena machte am 6. April den Anfang, andere Landkreise, Städte und Bundesländer folgten zum Teil erst deutlich später. Die Zahl der registrierten Infektionen stieg in Jena nach Einführung der Maskenpflicht nur noch schwach. Doch lag das tatsächlich an der Maskenpflicht?


pharmacon@home - Wie funktionieren Corona-Impfstoffe?

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 08.06.2020

Covid-19-Impfungen könnten perspektivisch auch von Apothekern durchgeführt werden. Dabei wird es aber darauf ankommen, um was für eine Art von Impfstoff es sich handelt. Der Blick in die Pipeline zeigt: Wir werden es mit vielen unterschiedlichen Impfprinzipien zu tun bekommen, darunter vollkommen neue. Einen Überblick gab es beim ersten Vortrag der Fortbildungsreihe pharmacon@home. Mit Stand 2. Juni gibt es laut Weltgesundheitsorganisation 133 Impfstoffkandidaten gegen das neue Coronavirus SARS-CoV-2, davon zehn in der klinischen Entwicklung, informierten PZ-Chefredakteur Professor Dr. Theo Dingermann und Dr. Ilse Zündorf vom Institut für Pharmazeutische Biologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main bei ihrem Vortrag zu »Covid-19: Immunologie und Impfstoffe«, der Sonntagabend den Auftakt für die Online-Fortbildungswoche pharmacon@home bildete. Dabei werden viele verschiedene Impfstrategien verfolgt, deren Grundlagen sowie Vor- und Nachteile die beiden Immunologie-Experten vorstellten. Sie nannten dabei auch jeweils einige Beispiele aus der fortgeschrittenen Entwicklung. Viele Kandidaten nutzen dabei Techniken, die bislang noch bei keinem zugelassenen Impfstoff gegen andere Infektionskrankheiten eingesetzt wurden. Einen ganz klassischen Ansatz bilden die lebend-attenuierten Vakzinen, also klassische Lebendimpfstoffe, bei denen die Pathogenität des Virus dadurch abgeschwächt wurde, dass man es wiederholt unter suboptimalen Bedingungen in Tierzellen sich vermehren ließ. Ein bekannter Impfstoff ist die Mumps-Masern-Röteln-Vakzine. »Der Vorteil ist eine nachhaltige Immunreaktion mit B- und T-Zellantwort, aber das Verfahren ist sehr zeitaufwändig und muss streng geprüft werden«, erläuterte Zündorf. Während es für die erwähnten MMR-Viren hier lange sichere Zelllinien gibt, müssen diese für SARS-CoV-2 erst noch etabliert werden. Dabei greifen die Entwickler (Codagenix und das Serum Institute of India sowie die Griffith University und Indian Immunologicals) auf einen Trick zurück: Sie verändern die RNA des Virus so, dass die viralen Proteine suboptimal produziert werden. Dies erreichen sie dadurch, dass sie die Codons, also die drei Nukleotide, die die Aminosäure kodieren, gegen weniger benutzte Codons austauschen. »Wir wissen aber noch nicht, ob es funktionieren wird«, so Zündorf.


pharmacon@home - Wie SARS-CoV-2 die Immunabwehr ausspielt

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 08.06.2020

Bei den meisten Infizierten kann das Immunsystem das Coronavirus SARS-CoV-2 gut in Schach halten. In manchen Fällen gelingt es dem Virus aber, die Immunabwehr zu unterdrücken. Das hat fatale Folgen, wie beim pharmacon@home-Eröffnungsvortrag deutlich wurde. Da aufgrund der Coronavirus-Pandemie der Fortbildungskongress Pharmacon in Meran ausfallen musste, kommt der Pharmacon dieses Jahr virtuell zu den Teilnehmern nach Hause. Im Eröffnungsvortrag der Online-Ersatzveranstaltung pharmacon@home stellten Dr. Ilse Zündorf von der Goethe-Universität Frankfurt am Main und Professor Dr. Theo Dingermann, Chefredakteur der Pharmazeutischen Zeitung, das SARS-Coronavirus-2 genauer vor. SARS-CoV-2 ist eines von sieben Coronaviren, die Krankheiten beim Menschen hervorrufen; davon gelten vier als harmlose Erkältungserreger. Ein etwa 30.000 Basen umfassendes einsträngiges RNA-Genom ist von Nukleokapsid-Proteinen umgeben, die sich wiederum in einer Hülle aus Lipiden befinden. In diese Hülle sind mehrere Oberflächenproteine integriert, von denen das auffälligste das Spike-Protein ist, berichtete Zündorf. Schnell war bekannt, dass das neue Coronavirus genau wie SARS-CoV-1 über das Spike-Protein an den menschlichen ACE2-Rezeptor bindet, um in die Wirtszellen zu gelangen, sagte Dingermann. Daraus konnte relativ schnell abgeleitet werden, dass das Virus, das zunächst als lungenrelevant eingestuft wurde, auch eine Reihe von anderen Organen angreift, die ebenfalls ACE2 auf der Oberfläche besitzen. Dazu zählen neben Darmzellen auch Herzmuskel-, Nieren- und Immunzellen wie Monozyten und Makrophagen.


Covid-19 - Welche Vorerkrankungen sind ein Risiko?

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 06.06.2020

Ältere und Menschen mit chronischen Erkrankungen haben ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe von Covid-19. Doch das gilt nicht für alle Vorerkrankungen. Hier ist eine differenzierte Betrachtung notwendig.  Bei 80 Prozent der Infizierten Menschen verläuft eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 glimpflich. Sie entwickeln keine oder nur milde Symptome wie trockenen Husten und Fieber. Doch etwa 20 Prozent der Infizierten entwickeln Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) zufolge so schwere Verläufe, dass sie hospitalisiert werden müssen. Was sind die Risikofaktoren für einen solchen schweren Verlauf? Laut RKI zählt neben einem höheren Alter eine Reihe von chronischen Erkrankungen, bei denen das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf erhöht scheint. Fachgesellschaften plädieren dafür, genauer zu differenzieren. ALTER: Bekannt ist, dass das Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf ab einem Alter von etwa 40 Jahren leicht und ab 50 bis 60 Jahren merklich ansteigt. Fast neun von zehn an Covid-19 gestorbenen Patienten (86 Prozent) waren laut RKI 70 Jahre alt oder älter. Wegen des weniger gut reagierenden Immunsystems können ältere Menschen nach einer Infektion schwer erkranken. Ein noch höheres Risiko sehen Experten, wenn neben einem hohen Alter auch Vorerkrankungen vorliegen.


Gesundheitsamt Lübeck untersuchte Immunität bei COVID-19 Infizierten

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 05.06.2020

Antikörper-Studie zeigt Immunität nach durchgemachter Erkrankung. Das Gesundheitsamt der Hansestadt Lübeck hat eine wissenschaftliche Studie zur Entwicklung der Immunität nach einer COVID-19-Infektion durchgeführt. Prof. Dr. Sol-bach, ehemaliger Leiter des Institutes für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universität Lübeck, ist derzeit wissenschaftlich im Gesundheitsamt tätig und Ko-Autor der Studie.  Zahlreiche Forschungsprojekte untersuchen derzeit, ob und in welcher Konzentration infizierte Personen Antikörper entwickeln und so anschließend über Abwehrmechanismen verfügen und möglicherweise immun gegen eine erneute COVID-19-Erkrankung sind. Die Serum-Antikörper Spiegel, die in Immunglobulin A (IgA) und Immunglobulin G (IgG) unterschieden und gemessen werden, wurden in Lübeck in einem ersten Untersuchungszeitraum bis Ende April 2020 insgesamt 110 laborbestätigten Fällen gemäß der RKI-Falldefinition bestimmt. Die Auswertung von Anti-SARS-CoV-2 Antikörpern erfolgte mit dem Enzyme-linked Immunosorbent Assay (ELISA) des Herstellers Euroimmun. Ziel der Studie ist die Untersuchung, ab welchem Zeitpunkt nach Infektion und in welcher Höhe Antikörper-Spiegel nachweisbar sind. Wichtig ist die Frage, wie lange Antikörper in dieser Konzentration nachweisbar bleiben. Nur wenn der Körper eine ausreichende Anzahl von Antikörpern bildet, ist der Mensch vor einer erneuten Erkrankung mit dem-selben Virus geschützt.


Genetische Risikofaktoren - Prädisposition für schwere Covid-19-Verläufe

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 05.06.2020

Erstmals deuten sich genetische Risiken für schwere Covid-19-Verläufe an. Damit wird die Liste bestimmter Grunderkrankungen als Risikofaktoren um genetische Faktoren erweitert. Dies kann weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen, zumal es sich hierbei nicht nur um seltene genetische Konstellationen handelt. Nach wie vor tappt die Fachwelt weitestgehend im Dunkeln, wenn es um die Frage geht, warum einige Menschen nahezu symptomfrei eine SARS-CoV-2-Infektion überstehen, während andere lebensgefährlich an Covid-19 erkranken beziehungsweise die Krankheit nicht überleben. Klar ist, dass das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs ab einem Alter von 50 bis 60 Jahren stetig steigt. Auch verschiedene Grunderkrankungen, zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Erkrankungen des Atmungssystems, der Leber, der Niere, Krebs oder Faktoren wie Adipositas und Rauchen scheinen das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf zu erhöhen. Zudem scheint das Risiko zu steigen, wenn mehrere Grunderkrankungen vorliegen (Multimorbidität). Unklar ist bisher, ob es generell genetische Risiken für einen schweren Covid-19 Krankheitsverlauf gibt. Auf diese spannende Frage deuten sich jetzt erste Antworten an. Auf den Preprintserver »MedRxiv« erschien eine Arbeit von Forschern um Professor Dr. Andre Franke vom Institut für klinische Molekularbiologie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (DOI: 10.1101/2020.05.31.20114991). Franke ist Mitglied eines internationalen Forscherkonsortiums mit dem Namen »Covid-19 Host Genetics Initiative«. Hier sammeln Forscher aus 46 Ländern DNA-Proben von Covid-19-Patienten, um nach genetischen Auffälligkeiten zu suchen. Das Konsortium beginnt nun damit, nach und nach die erarbeiteten Daten auf der Website der Initiative für die Öffentlichkeit verfügbar zu machen.


Ibuprofen und Covid-19 - Vom Saulus zum Paulus?

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 05.06.2020

Zu Beginn der Corona-Krise gab es Bedenken, dass Ibuprofen den Covid-19-Verlauf negativ beeinflusst. Das ist Geschichte. Die Zukunft könnte eine Ibuprofen-Therapie bei Covid-19 sein. Zumindest will man den potenziellen Nutzen einer Lipid-Formulierung in einer Studie untersuchen. Der Wirkmechanismus bleibt aber im Dunklen. Die »Bild«-Zeitung nimmt in einem Artikel Bezug auf eine neue Covid-19-Studie in Großbritannien: Das King‘s College in London meldet den Start der randomisierten LIBERATE-Studie mit insgesamt 230 hospitalisierten Covid-19-Patienten. Neben der Standardbehandlung soll darin ein Studienarm zudem mit 200-mg-Ibuprofen-Kapseln behandelt werden. Dabei handelt es sich nicht um »Standard-Ibuprofen«, sondern um eine Lipid-Formulierung. Diese ist unter dem Handelsnamen Flarin® auf dem britischen Markt bereits verfügbar. Das Medikament wird zum Beispiel bei Muskel- oder Gelenkschmerzen verwendet und soll durch die Lipid-Formulierung einen Magenschutz bieten. Die Forscher in London hoffen mit dem Einsatz dieser Kapseln die Atemnot bei Covid-19 reduzieren zu können, was spätere Eingriffe wie künstliche Beatmung seltener machen soll und die Dauer  des Krankenhausaufenthalts verkürzen könnte. Aus vorausgegangenen Tests schließen sie, dass das Lipid-Ibuprofen bei der Behandlung des Atemnotsyndroms effektiver ist als Standard-Ibuprofen. 



Selbst ist der Patient - SARS-CoV-2 nicht nur im Nasopharynx zuverlässig nachweisbar

Quelle: Ärztezeitung, 04.06.2020

Abstriche auf das neue Coronavirus SARS-CoV-2, die von Patienten selbst abgenommen werden, liefern ähnlich gute Ergebnisse, als wenn das medizinische Personal sie durchführt. Das haben US-Forscher herausgefunden. In einer Pandemie sind professionelle Testkapazitäten zuweilen knapp. Ressourcensparend und sicherer für das medizinische Personal ist es, wenn unter Infektionsverdacht stehende Personen selbstständig Probenmaterial entnehmen. Dass dies bei der SARS-CoV-2-Infektion weitgehend möglich ist, und auch Proben aus Bereichen jenseits des Nasopharynx brauchbare Testergebnisse liefern können, hat jetzt eine Untersuchung von Yuan-Po Tu von der US-amerikanischen Everett Clinic und Kollegen gezeigt (N Engl J Med 2020; online 3. Juni). Proben von 530 Patienten wurden untersucht In fünf ambulanten Zentren im Bereich Washington wurden 530 Patienten mit Symptomen einer Infektion der oberen Atemwege angewiesen, bei sich selbst Abstriche der Zunge, der Nasenschleimhaut und der mittleren Nasenmuschel abzunehmen. Anschließend nahm das medizinische Personal eine Probe aus dem Nasopharynx. Mittels RT-PCR wurde die Viruslast aus den verschiedenen Proben verglichen. In den allermeisten Fällen stimmten die PCR-Resultate der Profi- und Patientenproben überein. Beim Vergleich von 501 parallelen Nasopharynx- und Zungenabstrichen fanden sich folgende Abweichungen: Bei fünf Patienten wurde im Nasopharynx SARS-CoV-2 nachgewiesen, aber im Zungenabstrich nicht, bei zwei Patienten war das Ergebnis umgekehrt. Beim Nasenabstrich von 498 Personen waren drei Proben, die im Nasopharynx positiv waren, negativ, umgekehrt fand sich eine Abweichung. Die mittlere Nasenmuschel lieferte lediglich bei zwei von 504 Patienten ein negatives Ergebnis trotz Virusnachweis im Nasopharynx.


ACE-Hemmer und Covid - Wichtige Studie womöglich mangelhaft

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 04.06.2020

Nach »The Lancet« hat auch das »New England Journal of Medicine« in einem ungewöhnlichen Schritt berechtigte Zweifel an einer veröffentlichten Studie zu Covid-19 eingeräumt. Fielen beide Journals auf die unsauberen Machenschaften einer US-Firma herein? Da das neue Coronavirus ACE2-Rezeptoren nutzt, um in menschliche Zellen einzudringen, bestand in der Pandemie früh der Verdacht, dass die Einnahme von ACE-Hemmern oder Sartanen eine SARS-CoV-2-Infektion wahrscheinlicher machen oder den Verlauf einer Covid-19-Erkrankung verschlimmern könnte. Mehrere Studien untersuchten den möglichen Zusammenhang. Eine davon, von einem Autorenteam um Dr. Mandeep Mehra vom Brigham and Women’s Hospital Heart and Vascular Center und der Harvard Medical School prominent im »New England Journal of Medicine (NEJM)« publiziert, gab Anfang Mai Entwarnung (DOI: 10.1056/NEJMoa2007621). Ein hohes Alter und eine bestehende kardiovaskuläre Erkrankung, nicht aber die Einnahme eines ACE-Hemmers oder eines Sartans sei in ihrer Beobachtungsstudie mit einer erhöhten Sterblichkeit bei hospitalisierten Covid-19 assoziiert gewesen, lautete das Fazit der Autoren. Dies war womöglich eine nicht gerechtfertigte Schlussfolgerung. Denn unterdessen wurde massive Kritik an der Validität der Daten laut, die Mehra und Kollegen für ihre Studie verwendet hatten. Die Daten aus 169 Krankenhäusern in Asien, Europa und Nordamerika waren von der US-Firma Surgisphere bereitgestellt und ausgewertet worden, deren Gründer Dr. Sapan Desai auch Koautor der Publikation ist. Dieselbe Firma war auch maßgeblich an einer Ende Mai in »The Lancet« erschienenen Studie zu Hydroxychloroquin bei Covid-19 beteiligt, deren Qualität später in Abrede gestellt wurde.


Chloroquin und Hydroxychloroquin - Bei Covid-19 tatsächlich schädlich?

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 04.06.2020

Eine »Lancet«-Beobachtungsstudie zum Einsatz von Hydroxychloroquin bei Covid-19 hatte den Hoffnungsträger stark beschädigt. Laufende klinische Studien wurden gestoppt. Nun ist die Studie selbst in die Kritik geraten. Chloroquin und Hydroxychloroquin galten als aussichtsreiche Wirkstoffe für die Behandlung von Covid-19-Patienten. Eine am 22. Mai im Fachjournal »The Lancet« publizierte Beobachtungsstudiedämpfte aber die Hoffnungen, da sie für die Substanzen keinen Vorteil, aber eine möglicherweise erhöhte Sterblichkeit identifizieren konnte. Aufgrund der Ergebnisse setzte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Hydroxychloroquin-Arm ihrer randomisierten klinischen Studie Solidarity bei Covid-19. An der Beobachtungsstudie wurde nun Kritik laut: 146 Wissenschaftler und Ärzte listen in einem offenen Brief an deren Autoren und an den Chefredakteur von »The Lancet« ihre Bedenken auf. Auf diesen am 28. Mai auf der Open-Science-Website »Zenodo« veröffentlichten Brief folgte nun auch eine »Expression of Concern«-Notiz des Journals selbst.


Medizin - COVID-19: Journals lassen „Surgis­phere“-Studien überprüfen

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 03.06.2020

Ein offener Brief, in dem 146 Wissenschaftler die statistische Ana­ly­se und Datenintegrität einer Studie der Firma „Surgisphere“ zum Einsatz von Hydroxy­ch­loroquin/Chloroquin bei COVID-19 infrage gestellt haben, hat die Fachzeitschrift Lancet zu einer „Expression of concern“ bewogen. Das New England Journal of Medicine hat sich den Bedenken angeschlossen und eine wei­tere Studie von „Surgisphere“ mit dem gleichen Hinweis versehen. Die betroffenen Forscher haben die Anschuldigungen zurückgewiesen, die derzeit Gegenstand einer Über­prüfung sind. Die von dem US-Chirurgen Sapan Desai 2008 gegründete Firma „Surgisphere“ mit Sitz in Chicago verfügt nach eigener Aussage über Daten zu 240 Millionen Patienten, die aus mehr als 1.200 Institutionen in 46 Ländern stammen sollen. Es handele sich dabei um Einträge in elektronischen Krankenakten, die „Surgisphere“ in anonymisierter Form für Analysen zur Verfügung gestellt würden, heißt es in einer Mitteilung von „Surgisphere“.


Ausland - SARS-CoV-2 von EU nicht in höchste Gefahrenkategorie eingestuft

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 03.06.2020

Die EU-Kommission hat das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 in ihren Vorga­ben zum Schutz von Arbeitnehmern vor biologischen Stoffen nicht in der höchsten Ge­fahren­kategorie eingeordnet. Der Erreger werde in der überarbeiteten Arbeitsschutz-Richtlinie als Humanpathogen der Risikogruppe 3 eingestuft, erklärte die Brüsseler Be­hörde heute. Höchste Risikostufe wäre Gruppe 4. Das Virus könne schwere Erkrankungen hervorrufen, „die insbesondere für ältere Arbeit­nehmer und Menschen mit einem zugrunde liegenden medizinischen Problem oder einer chronischen Krankheit eine ernste Gefahr darstellen“, erklärte die Kommission. Dies wür­de gemäß der gesetzlichen Definition eine Einordnung in der dritten oder vierten Risiko­klasse zulassen. Weiteres Kriterium für eine Einordnung eines Stoffes in die Risikogruppe 3 ist die mögli­che Gefahr einer Verbreitung in der Bevölkerung, wobei „eine wirksame Vorbeugung oder Behandlung möglich“ ist. Ist die Verbreitungsgefahr hingegen „groß“ und weder Vorbeu­gung noch Behandlung möglich, müsste der Stoff laut gesetzlicher Definition in der höchs­ten Gefahrenklasse eingestuft werden. Zwar existiere derzeit „weder einen Impfstoff noch eine wirksame Behandlung“ gegen das neuartige Coronavirus, führte die EU-Kommission ihre Begründung aus. Doch würden „in­ternational beträchtliche Anstrengungen unternommen“ und eine „beträchtliche Anzahl von Impfstoffkandidaten“ liege bereits vor.


Stoffliche Eigenschaften - Das macht SARS-CoV-2 aus

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 03.06.2020

Das SARS-Coronavirus-2 ist vergleichsweise neu. Inzwischen werden seine physikochemischen Eigenschaften erforscht: Aus welchen Proteinen ist es zusammengesetzt, was hält es aus, was schadet ihm? Eine Übersicht.  Viren, und auch SARS-CoV-2, können als komplexe Zusammensetzung von Biomolekülen betrachtet werden, die bestimmte stoffliche Eigenschaften hat: Struktur und thermische Stabilität, Säure-Base-Eigenschaften, Lipophilie beziehungsweise Verhalten gegenüber Lösemitteln und die Stabilität während der Aufarbeitung, zum Beispiel bei der Zentrifugation. Diese Informationen zu kennen, hilft, die Ausbreitung einer Erkrankung zu verstehen, aber auch, richtige Strategien für die Impfstoffentwicklung zu finden und dabei geeignete Formulierungen und Qualitätskontrollmethoden zu entwickeln. SARS-CoV-2 gehört zu den Coronaviren. Diese weisen Membranstrukturen an der Oberfläche (Lipid Envelopes) auf, die ihre Eigenschaften maßgeblich beeinflussen. Durch diese Strukturen sind Coronaviren stabil, aber nicht so hochsymmetrisch wie viele andere Viren. Elektronenmikroskopische Aufnahmen zeigen, dass SARS-CoV-2 ein ziemlich variables Virus ist. Sein Durchmesser kann zwischen 60 und 140 nm variieren (»NEJM«, DOI: 10.1056/NEJMoa2001017).



Pandemie-Impfstoff - Studie mit Nanopartikel-Vakzine gestartet

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 02.06.2020

Der Vakzinekandidat NVX‑CoV2373, der ein Präfusions-Spike-Protein von SARS-CoV-2 enthält, wird nun in einer Phase-I/II-Studie geprüft. Die ersten Probanden wurden bereits aufgenommen, meldet das US-Unternehmen Novavax. Der Impfstoff von Novavax mit der Bezeichnung NVX‑CoV2373 enthält rekombinantes Spike-Protein des neuen Coronavirus als Impfantigen, das mittels einer Nanopartikel-Technologie des Unternehmens hergestellt wurde. Das Protein befindet sich stabil in der Präfusionskonformation, also in der räumlichen Anordnung, die es vor dem Verschmelzen der Virushülle mit der Zellmembran einnimmt. Dies soll das potenzielle Risiko der Impfung, durch die Immunantwort verstärkte Erkrankungen auszulösen, reduzieren. Als Adjuvans ist Matrix‑M™ zugesetzt, um möglichst hohe Titer von neutralisierenden Antikörpern zu generieren. NVX-CoV2373 wurde wegen seiner hohen Immunogenität in präklinischen Tests ausgewählt. Die Studie umfasst zwei Teile: Phase-I ist eine randomisierte, einfach blinde, placebokontrollierte Untersuchung mit 130 gesunden Probanden im Alter von 18 bis 65 Jahren, die die Immunogenität und Sicherheit der Vakzine prüfen soll. Die Probanden erhalten an zwei Zentren in Australien entweder zwei Dosen der adjuvantierten oder der unadjuvantierten Vakzine in einer von zwei Dosierungen (5 oder 25 µg) oder Placebo. Die vorläufigen Daten sollen laut Novavax schon im Juli vorliegen.


Umfrage - Jeder Zweite will sich gegen Corona impfen lassen

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 02.06.2020

 

Jeder zweite Deutsche würde sich nach einer Umfrage gegen das Coronavirus impfen lassen, wenn es einen Impfstoff gäbe. Eine Impfpflicht steht nicht seitens der Regierung im Raum – die Meinung der Bevölkerung hierzu ist geteilt. Jeder Vierte würde dies vielleicht tun, wie aus der repräsentativen Online-Erhebung des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur hervorgeht. Jeder Fünfte der 2.056 Befragten lehnt eine Impfung ab. Männer würden sich eher impfen lassen als Frauen. Derzeit ist noch kein Impfstoff gegen das Coronavirus verfügbar. Erste zugelassene Impfstoffe dürften nach Einschätzung der meisten Experten frühestens im kommendem Jahr für den Masseneinsatz bereitstehen. Im Rahmen großer klinischer Studien könnten schon zuvor Impfungen bestimmter Bevölkerungsgruppen erfolgen. Möglich ist allerdings auch, dass noch Jahre vergehen, bis ein Impfstoff zur Verfügung steht, der guten Schutz bietet.


SARS-CoV-2 - Herdenimmunität nicht in Sicht

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 02.06.2020

Eine Herdenimmunität gegen das Coronavirus liegt noch in weiter Ferne. Das zeigen mehrere neue Studien aus der ganzen Welt. Noch hat die Gesellschaft mit Covid-19 also einen langen Weg vor sich. In einem interessanten Beitrag hat sich die »New York Times« kürzlich dem Thema Herdenimmunität gewidmet. Das Ergebnis ist ernüchternd: Alle seriös erhobenen Zahlen deuten darauf hin, dass global betrachtet der Prozentsatz der Menschen, die sich bisher mit SARS-CoV-2- infiziert haben und damit vor einer erneuten Infektion geschützt sind, immer noch im einstelligen Prozentbereich liegt. Das ist nur ein Bruchteil dessen, was erforderlich ist, um die Schwelle zur Herdenimmunität zu erreichen. Wo diese für SARS-CoV-2 genau liegt, ist noch nicht definiert. Allerdings geht die Mehrzahl der Experten davon aus, dass sie zwischen 60 und 80 Prozent liegen muss. Ein niedrigeres Immunitätsniveau in der Bevölkerung kann die Ausbreitung der Infektion zwar etwas verlangsamen, aber erst der Herdenimmunitäts-Schwellenwert markiert den Punkt, an dem Infektionen mit wesentlich geringerer Wahrscheinlichkeit zu großen Ausbrüchen führen.


Metaanalyse zur Evidenz - Was bringen Abstand, Masken und Visiere gegen Coronaviren?

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 02.06.2020

Erstmals haben Forscher die Daten aus 172 Beobachtungsstudien zusammengetragen, um zu bewerten, was einige der wichtigsten Corona-Maßnahmen wirklich bewirken. Demnach hilft es schon, ein Meter Abstand zu halten, zwei Meter sind aber besser. Eine Kombination aus Abstandhalten, Mund-Nasen-Maske und Augenschutz könnte laut einer neuen Übersichtsanalyse eine SARS-CoV-2-Infektion bestmöglich verhindern. Das schreiben Forscher der kanadischen McMaster-Universität im Fachblatt «Lancet», nachdem sie 172 Studien systematisch ausgewertet haben. Ein Teil der Studien beschäftigte sich mit Covid-19, ein weiterer mit SARS und ein dritter mit MERS. Alle drei Erkrankungen werden von Coronaviren ausgelöst. Ziel der Metaanalyse, so die Mediziner, sei gewesen, den bestmöglichen Einsatz verschiedener Schutzmaßnahmen zu überprüfen, um daraus eine Grundlage für Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation WHO zu schaffen, welche die Studie zum Teil auch finanzierte. Dies sei umso wichtiger, da es weltweit unterschiedliche und teils auch widersprüchliche Empfehlungen gebe.


Einfach mal blankziehen - Massenspektrometrie entblößt SARS-CoV-2

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 30.05.2020

Das Team um Professor Dr. Andrea Sinz vom Institut für Pharmazie der Universität Halle-Wittenberg ist Teil eines weltweiten Verbunds zur Erforschung von SARS-CoV-2. Die Massenspekrometrie ist das Metier der Pharmazeutin. Wie einer Pressemeldung der Hochschule zu entnehmen ist, haben sich mehr als 500 Wissenschaftler in der »Covid-19 Mass Spectrometry Coalition« zusammengeschlossen, um die Bekämpfung von SARS-CoV-2 voranzutreiben. Wie die Arbeitsgruppe um die Pharmazeutin Sinz haben auch die anderen 500 Mitglieder des Netzwerks ihre eigentlichen Arbeiten etwas zurückgefahren und konzentrieren sich aktuell auf die Erforschung von SARS-CoV-2. Das Netzwerk dient dem Austausch von methodischem Knowhow und neuen Daten in Zusammenhang mit Covid-19. So sollen möglichst schnell neue Nachweisverfahren, weitere Tests und Behandlungsmethoden entwickelt werden. Im Fachjournal »Lancet« stellt sich das Netzwerk aktuell vor. »Die Massenspektrometrie ist eine der vielversprechendsten Methoden für die Erforschung des neuen Coronavirus, denn sie ist schnell, sensitiv und zuverlässig. Mit ihr lassen sich die Virusbestandteile direkt erfassen«, sagt Sinz. Ihre Arbeitsgruppe ist daran beteiligt, neue Nachweisverfahren für das Virus zu entwickeln, die als Ergänzung zur bisher üblichen PCR-Methode genutzt werden könnten.  Die Forscher des Netzwerks wollen auch mehr dazu herausfinden, welche und wie viele Virusmoleküle im Blut von Patienten vorkommen. Diese Informationen könnten dabei helfen, den möglichen Krankheitsverlauf einer Person vorherzusagen und so Hinweise für eine passende Behandlung zu geben.



Forscher züchten kleine Lungen für die Sars-Cov-2-Forschung

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 28.05.2020

 

Um die Details der Infektion mit dem neuartigen Coronavirus Sars-Cov-2 unter möglichst natürlichen Bedingungen erforschen zu können, lässt ein Forschungsteam der Ruhr-Universität Bochum (RUB) menschliche Lungen-Organoide aus Stammzellen wachsen. Diese Technik ermöglicht es auch, Tests mit verschiedenen Wirkstoffen im Hochdurchsatzverfahren durchzuführen. Das Projekt „Analyse von Sars-Cov-2 infizierten humanen Lungen-Organoiden“, kurz Organsars, unter Leitung von Privatdozent Dr. Thorsten Müller und Prof. Dr. Stefanie Pfänder, wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ab 1. Juni 2020 für anderthalb Jahre gefördert. Komplexe Interaktionen verschiedener Zelltypen untersuchen. Organoide wachsen aus induzierten pluripotenten Stammzellen ähnlich einem Embryo heran. Sie haben gegenüber bisher genutzten Tiermodellen und Zellkulturen, die auf menschlichem Lungengewebe aus Biopsien basieren, mehrere Vorteile: Sie leiten sich von menschlichen Zellen ab, lassen sich in großen Mengen herstellen und haben alle denselben genetischen Hintergrund. „Unterschiede aufgrund verschiedener Spender fallen daher weg“, erläutert Thorsten Müller, Leiter der Arbeitsgruppe Cell Signalling in der Abteilung für Molekulare Biochemie der RUB und Gruppenleiter am Institut für Psychiatrische Phänomik und Genomik der Universitätsklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München. Somit sind die Organoide ein verlässliches 3D-Modell, das es auch ermöglicht, komplexe Interaktionen zwischen verschiedenen Zelltypen des Lungengewebes zu untersuchen. „Im Projekt ist es unser Ziel, dieses Modell in Richtung eines Hochdurchsatzverfahrens mit geringer Variabilität weiterzuentwickeln, um Sars-Cov-2-Infektionen zu untersuchen“, so Müller. Das Team interessiert sich dabei sowohl für die Vermehrung der Viren als auch für die Entstehung der Erkrankung Covid-19, die Entzündungsmechanismen und die Ausschüttung von Immunbotenstoffen im Lungengewebe.


Remdesivir-Studie - Fünf-Tage-Therapie und Zehn-Tage-Therapie ebenbürtig

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 28.05.2020

Am Mittwoch veröffentlichte Gilead erste Daten der SIMPLE-Studie zum Therapieregime seines Covid-19-Wirkstoffs Remdesivir im »New England Journal of Medicine«. Dabei scheint es keinen Unterschied zu machen, ob das Mittel über fünf oder zehn Tage gegeben wird.  Remdesivir gilt immer noch als experimentelles Medikament. Während Hersteller Gilead in den USA und Japan bereits Notzulassungen bekommen hat, zögert die Europäische Arzneimittelagentur aktuellen Medienberichten zufolge noch mit der Zulassung. Der RNA-Polymerase-Inhibitor wird derzeit in verschiedenen Studien mit Covid-19-Patienten untersucht. Am ersten Behandlungstag erhalten die Patienten eine Loading Dose von 200 mg Remdesivir per Infusion, dann folgen je nach Studienprotokoll vier Tage oder bis zu neun Tage mit jeweils 100 mg. Jetzt hat Gilead Studienergebnisse veröffentlicht, die die Therapiedauer vergleichen. 200 Probanden wurden über fünf Tage behandelt, weitere 197 erhielten das Medikament für bis zu zehn Tage, insgesamt. Dabei hatten die Patienten, die der längeren Therapiedauer zugewiesen wurden, vor Therapiebeginn schwerere Symptome als die Probanden der 5-Tage-Dosierung. Primärer Endpunkt war eine Verbesserung der Symptome um zwei Punkte oder mehr auf einer Sieben-Punkte-Skala. Dabei entsprachen sieben Punkte »nicht hospitalisiert« und ein Punkt »tot«. Dazwischen liegen die verschiedenen Stadien der benötigten supportiven Maßnahmen, insbesondere die Form der Beatmung.



Studie im Rhein-Main-Gebiet zeigt geringe Durchseuchung mit SARS-CoV-2

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 26.05.2020

Die Zahl unerkannter Infektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 ist im Rhein-Main-Gebiet offenbar relativ gering. Das legt eine neue Studie nahe, die heute in Wiesbaden vorgestellt wurde (MedRxiv, 2020. DOI: 10.1101/2020.05.20.20107730). Demnach wurden von 1.000 Studienteilnehmern 6 positiv getestet, 4 davon wussten nichts von ihrer Infektion. „Unsere Ergebnisse sprechen für eine geringere Infektionsrate in der Bevölkerung im Rhein-Main-Gebiet als in anderen Regionen Deutschlands“, sagte Sandra Ciesek, Direktorin der Medizinischen Virologie des Universitätsklinikums in Frankfurt. Die Studie, die zusammen mit dem Institut für Virologie der Philipps-Universität Marburg erstellt wurde, ist nicht repräsentativ. Untersucht worden waren Mitte April 1.000 Mitarbeiter von Infraserv, dem Standortbetreiber des Industriepark Höchst in Frankfurt. Kinder und Senioren waren nicht beteiligt, 80 % der Teilnehmer waren Männer. Zusätzlich zu PCR-Untersuchungen zur Detektion akuter Infektionen fanden Antikörper­tests statt. Bei einem der Teilnehmer wurde eine akute Infektion festgestellt, er habe keine Symptome gezeigt und nichts von der Infektion gewusst, berichtete Ciesek. Bei 5 Personen wurden Antikörper als Zeichen einer überstandenen Infektion gefunden. 2 der positiv auf Antikörper-positiven Teilnehmer wussten von einer durchgemachten Infektion, bei 3 war dagegen keine Infektion bekannt.


Neuer Wirkmechanismus - Covid-19-Medikament ABX464 wird in Deutschland getestet

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 26.05.2020

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn hat den Wirkstoff ABX464 zur klinischen Prüfung mit Covid-19-Patienten zugelassen. Das bestätigte am Montag ein Behördensprecher. Das mögliche Medikament wird von dem französischen Biotechunternehmen Abivax SA erprobt. Die französische Arzneimittelbehörde ANSM hat die Studie bereits bewilligt. Nach Abivax-Angaben geht es um eine placebokontrollierte Studie zur frühzeitigen Behandlung von 1.034 älteren Covid-19-Patienten oder Hochrisikopatienten. Davon sollten 200 in Deutschland rekrutiert werden, teilte das BfArM mit. Das BfArM hat derzeit nach eigenen Angaben 22 klinische Prüfungen im Kontext von Covid-19 genehmigt. Die Studie mit dem Kürzel miR-AGE soll evaluieren, ob ABX464 die Vervielfältigung des Virus bei diesen Patienten unterbinden kann. Vor allem geht es darum zu schauen, ob der Wirkstoff die oft beobachte Überreaktion des Immunsystems verhindern kann, die dann zu gefährlicher Atemnot führt. Für die Studie benötige man deshalb Patienten, denen es noch relativ gut gehe, da man andernfalls diesen Nachweis nicht erbringen könne, sagte der deutsche Studienleiter Privatdozent Dr. Christoph Boesecke von der Uniklinik Bonn der Deutschen Presse-Agentur. Jeder Patient wird etwa vier Wochen behandelt und nimmt in dieser Zeit eine Tablette am Tag ein. Obwohl die Prüfverfahren bei Covid-19 derzeit schneller durchgewunken würden, werde es wohl bis nächstes Jahr dauern, ehe die Ergebnisse vorlägen, sagte Boesecke.


Chloroquin/Hydro­xychloroquin mit Herzrhythmus­störungen und erhöhter Mortalität verbunden

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 25.05.2020

Die Malariamittel Chloroquin und Hydroxychloroquin, die aufgrund von Labor­experimenten und eher anekdotischen klinischen Erfahrungen vielerorts zur Behandlung von Patienten mit COVID-19 eingesetzt werden, haben sich in einer großen internationalen Beobachtungsstudie nicht nur als unwirksam erwiesen. Nach den im Lancet (2020; DOI: 10.1016/S0140-6736(20)31180-6) publizierten Ergebnissen muss auch mit einem Anstieg von kardialen Arrhythmien und Todesfällen gerechnet werden. Die Auswertung des internationalen Patientenregisters Surgisphere, die Mandeep Mehra vom Brigham and Women's Hospital in Boston und Mitarbeiter vorstellen, zeigt, wie beliebt Chloroquin und Hydroxychloroquin derzeit sind.Von den 96.032 COVID-19-Patienten, die an 671 Kliniken behandelt wurden, waren 14.888 Patienten, also fast jeder sechste, mit Chloroquin/Hydroxychloroquin behandelt worden, die meisten davon in Kombination mit Azithromycin oder einem anderen Makrolid-Antibiotikum. Der Grund sind vor allem die Anfang April von französischen Tropenmedizinern vorge­stellten Ergebnisse einer kleineren Studie, in der sich COVID-19-Patienten unter der Behandlung mit Hydroxychloroquin rasch erholt hatten, vor allem wenn das Malariamittel in Kombination mit dem Antibiotikum Azithromycin eingesetzt wurde.


COVID-19: Remdesivir wirkt am besten bei Patienten mit Sauerstoffbedarf

Quelle: DEutsches Ärzteblatt, 25.05.2020

Das Virustatikum Remdesivir, das in Europa kurz vor der Zulassung steht, erzielt offenbar die besten Ergebnisse bei Patienten, die bereits Sauerstoff benötigen, aber noch nicht invasiv beatmet werden müssen. Dies kam in einer randomisierten Studie des US-National Institute of Allergy and Infectious Diseases (unter anderem mit deutscher Beteiligung) heraus, deren vorläufige Ergebnisse jetzt im New England Journal of Medicine (2020; 10.1056/NEJMoa2007764) veröffentlicht wurden. Das Aenosin-Analogon Remdesivir, das von der viralen RNA-Polymerase als „falscher“ Baustein akzeptiert wird und dadurch bei der Replikation einen vorzeitigen Kettenab­bruch provoziert, ist derzeit das vielversprechendste Medikament zur Behandlung einer Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2. Da Remdesivir sich bereits in einer klinischen Studie zur Behandlung des Ebola-Fiebers als sicher erwiesen hat, konnte rasch mit klinischen Studien begonnen werden. Neben einer Studie aus China beruhten die Erwartungen vor allem auf dem Ausgang der ACTT-Studie („Adaptive COVID-19 Treatment Trial“), die das US-National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) bereits am 21. Februar begonnen hatte.


Corona lässt sich nicht immer mit Abstrich nachweisen

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 25.05.2020

Eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 lässt sich Wissenschaftlern zufolge nicht immer über einen Abstrich aus dem Mund-, Nasen- oder Rachenraum nachweisen. Diese gängige Form des Testens könne selbst bei einer Coronainfektion negativ ausfallen, berichten Mediziner des Universitätsklinikums Freiburg in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift (DMW). Dies zeige ein Infizierter aus Freiburg, bei dem 3 Rachenabstriche negativ ausgefallen seien. Die Experten empfehlen daher die Analyse weiterer Proben aus dem Stuhl oder aus tiefem Atemwegssekret, wenn der übliche Abstrich trotz begründetem Verdacht wiederholt negativ ausfalle. In dem Fall geht es den Angaben zufolge um einen 46 Jahre alten Patienten, der mit Husten und Fieber an die Freiburger Uniklinik kam. Die Symptome bestanden zu diesem Zeitpunkt bereits eine Woche lang. Nach den 3 negativ ausgefallenen Rachenabstrichen wiesen die Mediziner die Virusgene schließlich in ausgehusteten Atemwegssekreten nach, dem sogenannten Sputum. Zu diesem Zeitpunkt war der Patient bereits ohne Beschwerden.



COVID-19 in Augsburg: Obduktionen zeigen schwere Lungenschädigungen

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 22.05.2020

 

Eine Studie des Augsburger Universitätsklinikums, die vor kurzem in der renommierten Fachzeitschrift Journal of the American Medical Association (JAMA) erschienen ist, zeigt, dass das Lungengewebe von verstorbenen COVID-19 Patienten irreversibel geschädigt ist. Ursache der Schädigungen war das Virus, dessen Erbgut noch in den Atemwegen nachgewiesen werden konnte. Lungenschädigungen durch die maschinelle Beatmung konnten als Ursache weitgehend ausgeschlossen werden, da mehr als die Hälfte der Patienten nicht künstlich beatmet wurde. Die massiv beeinträchtigte Sauerstoffaufnahme der Lungen führte schließlich zum Tod der Erkrankten.

Obduktionen zeigen: Massive Lungenschäden als Todesursache. Die Infektion mit dem SARS-CoV-2 Virus verläuft in der Mehrzahl der Fälle als wenig komplikationsträchtige Erkrankung der oberen Atemwege, insbesondere des Rachens. Einige der Patienten entwickeln jedoch eine Lungenentzündung, die in einem geringen Anteil der Fälle so schwer verläuft, dass eine künstliche Beatmung erforderlich wird. Trotz aller intensivmedizinischer Maßnahmen versterben Patienten an dieser Erkrankung.  Ein interdisziplinäres Ärzteteam um die Augsburger Pathologin Dr. Tina Schaller führte seit dem 4. April diesen Jahres 19 Obduktionen an verstorbenen Patienten mit COVID-19 durch. Dank einer sorgfältigen Aufklärung der Angehörigen konnte in Augsburg eine Obduktionsrate von annähernd 90% der Todesfälle erreicht werden, was den Ärzten eine unverfälschte Beurteilung ermöglichte. Die Ergebnisse der ersten zehn Obduktionen wurden mittlerweile in der renommierten Fachzeitschrift Journal of the American Medical Association (JAMA) publiziert. „Bei den Untersuchungen konnten wir das Erbgut des Virus noch im Atemwegssystem der Verstorbenen nachweisen,“ erklärt Dr. Schaller, leitende Oberärztin und Erstautorin der Studie. Im Lungengewebe selbst zeigte sich durchweg eine ungewöhnlich schwere, teils mutmaßlich irreversible Schädigung. Das Ärzteteam sieht diese Veränderung als Todesursache an, da hierdurch die Sauerstoffaufnahme durch die Lungen zur Versorgung der Organe massiv beeinträchtigt ist.


Medizin - SARS-CoV-2: Jeder 5. Stockholmer hat Antikörper

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 22.05.2020

Mehr als jeder 5. Bewohner der schwedischen Hauptstadt Stockholm hat Antikörper gegen das Coronavirus gebildet. Das ist das Zwischenergebnis einer noch laufenden Studie der staatlichen Gesundheitsbehörde, welche die Erkenntnisse vorgestern veröffentlichte. Demnach zeigte sich in der am schlimmsten von der Pandemie betroffenen schwedischen Stadt, dass 7,3 % der Ende April mehr als 1.000 zufällig Getesteten über Antikörper verfügte. Bei der Hochrechnung des Bevölkerungsanteils mit Antikörpern wurde berücksichtigt, dass die Tests bereits einige Woche zurückliegen und dass es einige Wochen dauert, bis der Körper Antikörper gegen den Erreger entwickelt. Er gehe davon aus, dass „ein bisschen über 20 %“ der Bewohner Stockholms sich mit dem neuartigen Erreger infiziert hätten, sagte Chef-Virologe Anders Tegnell bei einer Pressekonferenz. Mehr als ein Drittel der in Schweden bestätigten Fällen betreffen die Hauptstadt.


Dem Coronavirus auf der Spur - Potsdamer Immunologen entwickeln Antikörper gegen SARS-CoV-2

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 20.05.2020

 

Am Forschungsstandort Potsdam Science Park in Golm arbeiten derzeit die Wissenschaftler Frank Sellrie und Jörg Schenk von der Arbeitsgruppe Immuntechnologie der UP Transfer GmbH an der Universität Potsdam an einem Projekt zur Generierung monoklonaler Antikörper gegen das Coronavirus SARS-CoV-2. Am Forschungsstandort Potsdam Science Park in Golm arbeiten derzeit die Wissenschaftler Frank Sellrie und Jörg Schenk von der Arbeitsgruppe Immuntechnologie der UP Transfer GmbH an der Universität Potsdam an einem Projekt zur Generierung monoklonaler Antikörper gegen das Coronavirus SARS-CoV-2. Dieses Forschungsprojekt wird seit Mai 2020 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Förderaufrufs zur Erforschung von COVID-19 gefördert.  Die beiden Wissenschaftler sind keine Unbekannten auf dem Gebiet der Antikörperforschung. In einem aktuell laufenden Projekt beschäftigen Sie sich mit Untersuchungen zur Entwicklung von Mers-CoV Antikörpern, einem 2012 erstmals identifizierten Virus aus der Familie der Coronaviren. Daher war es naheliegend, dass sie sich mit ihren Erfahrungen sofort der aktuellen Corona-Pandemie zuwenden. Sellrie und Schenk kooperieren eng mit dem Institut für Virologie der Charité - Universitätsmedizin Berlin und der Fassisi GmbH in Göttingen – einer Firma für innovative Schnelltestdiagnostik. Inhaltlich und räumlich werden die Wissenschaftler dabei vom Golmer Institut für Bioanalytik und Bioprozesse des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie IZI-BB unterstützt.


Medizin - Kaum Daten zur Therapie von COVID-19-Patienten mit Blutplasma von genesenen Patienten

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 20.05.2020

Vom ersten gegen das Pandemievirus SARS-CoV-2 gerichteten Impfstoffkandidaten liegen nun Daten aus eine Phase-I-Studie vor. Die Vakzine mRNA-1273 ist dem Hersteller Moderna zufolge sicher und immunogen. Das US-Unternehmen Moderna mit Sitz in Cambridge, Massachusetts, hatte früh eine klinische Studie mit einem Covid-19-Impfstoff gestartet. Am 16. März 2020 wurde bereits der erste Proband mit dem Kandidaten mRNA-1273 geimpft. Nun kann das Biotechnologie-Unternehmen auch als erstes klinische Daten präsentieren. Wie Moderna in einer Pressemeldung mitteilt, war die mRNA-Vakzine sicher und gut verträglich. Insgesamt 45 Probanden im Alter von 18 bis 55 Jahren erhielten jeweils zwei Dosen des Impfstoffs in einer Dosierung von 25 µg, 100 µg oder 250 µg. Da mit den niedrigeren Dosierungen begonnen wurde, liegen Immunogenitätsdaten für zwei Gaben der beiden niedrigeren Dosierungen und eine Gabe der höchsten Dosis vor. Dabei sei ein dosisabhängiger Anstieg der Immunogenität zu beobachten gewesen, teilt das Unternehmen mit. Alle Probanden in allen Dosierungen zeigten eine Serokonversion (Einsatz der Antikörperbildung) bis zum Tag 15. Zwei Wochen nach der zweiten Gabe des Impfstoffs zeigten die Probanden in der 25 µg-Gruppe (n = 15)  eine Konzentration bindender Antikörper, wie sie bei Covid-19-Genesenen zu finden sind. In der 100 µg-Gruppe (n = 10) überschritten sie diese sogar.


Spezifische Immunität - Das Immunsystem reagiert robust auf SARS-CoV-2

Quelle: Pharmazeutsiche Zeitung, 20.05.2020

Trotz einer bisher kaum gekannten Forschungsaktivität im Zusammenhang mit dem neuen SARS-CoV-2-Erreger und der von ihm ausgelösten Krankheit Covid-19 sind nach wie vor die Informationen zur Immunität gegenüber SARS-CoV-2 äußerst lückenhaft. Informationen zur spezifischen Immunität liefert nun eine im Journal »Cell« erschienene Studie.  Um einen Impfstoff gegen SARS-CoV-2 zu entwickeln, sollten möglichst umfangreiche Informationen darüber vorliegen, ob das Immunsystem prinzipiell eine substanzielle und dauerhafte Antwort auf die Infektion etablieren kann. Hilfreich wäre es zudem zu wissen, ob die Exposition gegenüber anderen zirkulierenden Coronaviren irgendeine Art von schützender Immunität (Hintergrundimmunität) bieten könnte, wie dies tatsächlich einige Arbeiten aus der letzten Zeit nahelegen. Eine Publikation von Dr. Alba Grifoni, Professor Dr. Alessandro Sette und Kollegen, die am Center for Infectious Disease and Vaccine Research des Instituts für Immunologie in La Jolla, Kalifornien, forschen, leistet nun einen relevanten Beitrag, einige der Wissenslücken zu schließen. Ihre Arbeit zu T-Zell- und Antikörper-Immunreaktionen bei »typischen« Covid-19-Krankheitsverläufen ist im Fachjournal »Cell«  in Form einer Vorveröffentlichung (Journal Pre-proof) erschienen. »Wir haben uns bewusst dafür entschieden, Menschen zu untersuchen, die einen normalen Krankheitsverlauf hatten und keinen Krankenhausaufenthalt benötigten, um einen soliden Anhaltspunkt dafür zu erhalten, wie eine normale Immunantwort aussieht, da das Virus bei manchen Menschen sehr ungewöhnliche Effekte induzieren kann«, sagte Sette in einem Artikel des wissenschaftlichen Nachrichtendienstes »Genetic Engeneering & Biotechnology News«. 


Medizin - Modellrechnung: Wind trägt ausgehustete Coronaviren weiter als gedacht

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 20.05.2020

Die Windgeschwindigkeit hat im Freien einen deutlichen Einfluss auf die Entfernung, die mit dem Husten ausgestoßene Tröpfchen zurücklegen, bevor sie zu Boden sinken. Nach den in Physics of Fluids (2020; 32: 053310) vorgestellten Computer­berechnungen könnte die 2-Meter-Abstandsregel bereits bei einer leichten Brise nicht ausreichen, um eine Exposition zu verhindern. Die Fluiddynamik, ein Teilgebiet der Strömungslehre, erforscht die Gesetzmäßigkeiten von Teilchen in der Luft. Die Forscher beschäftigen sich normalerweise mit aerodyna­mischen Effekten, die beispielsweise beim Starten und Landen von Flugzeugen entstehen. Die Forscher haben beispielsweise herausgefunden, warum „Wirbelschleppen“ nachfolgende Flugzeuge zum Absturz bringen können. Es gibt aber auch Fluiddynamiker, die sich mit der Flugbahn von Tröpfchen beschäftigen, die beim Hustenreiz an die Umwelt abgegeben werden. Dabei wurden bestimmte Gesetzmäßigkeiten erforscht, die Talib Dbouk und Dimitris Drikakis von der Universität von Nikosia/Zypern jetzt am Rechner angewendet haben, um das Gefährdungspotenzial von Menschen zu berechnen, die bei Husten SARS-CoV-2 ausstoßen.



»Corona-Monitoring lokal« - Robert-Koch-Institut startet Studie

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 19.05.2020

Mit der Studie »Corona-Monitoring lokal« will das Robert-Koch-Institut die Verbreitung des SARS-CoV-2 in der Bevölkerung untersuchen. Sie findet in vier besonders betroffenen Städten oder Gemeinden in Deutschland statt. Insgesamt sollen 8000 Erwachsene daran teilnehmen. In einer kleinen Gemeinde in Baden-Württemberg startet eine größere Untersuchung des Robert-Koch-Instituts (RKI) zum Coronavirus. In Kupferzell (Hohenlohekreis) sollen ab Mittwoch 2000 Menschen befragt und auch getestet werden. Insgesamt sollen in den kommenden Monaten 8000 Menschen in vier besonders von der Corona-Pandemie betroffenen Orten an der Studie »Corona-Monitoring lokal« teilnehmen, wie RKI-Forscher am Dienstag mitteilten. Im Studienprogramm vorgesehen sind ein Rachenabstrich, eine Blutentnahme und eine Befragung unter anderem zu klinischen Symptomen, Vorerkrankungen und dem Gesundheitsverhalten. Die Forscher wollen herausfinden, wie viele Menschen bereits mit dem Virus in Kontakt waren und Antikörper gebildet haben. Außerdem erhoffen sie sich Erkenntnisse über den Anteil der Infektionen ohne Symptome, welche Menschen häufiger betroffen sind und wie oft eine Erkrankung so schwer verläuft, dass Betroffene ins Krankenhaus müssen. Ziel ist laut RKI auch, Faktoren zu ermitteln, die eine Ausbreitung vorantreiben oder hemmen.


Medizin - SARS-CoV-2: Erster Impfstoff erzeugt neutralisierende Antikörper in Phase-1-Studie

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 19.05.2020

Der Impfstoff mRNA-1273, der nach der Entdeckung und Sequenzierung des neuen Coronavirus SARS-CoV-2 innerhalb weniger Wochen entwickelt und hergestellt wurde, hat in einer laufenden Phase-1-Studie offenbar eine gute Schutzwirkung erzielt. Laut einer Pressemitteilung des Herstellers wurden bereits bei den ersten Probanden Antikörper erzeugt, die in einem Labortest eine neutralisierende Wirkung erzielten. Auch die tierexperimentellen Studien liefern vielversprechende Ergebnisse. mRNA-1273 gehört zu einer neuen Art von Impfstoffen, die als RNA-Vakzine bezeichnet werden. Sie enthalten die Boten-RNA (mRNA) eines Gens, die in Nanopartikel verpackt wird. Nach der intramuskulären Impfung wird die mRNA von Muskelzellen aufge­nommen. Die Zellen werden zu Produzenten eines Proteins, das vom Immunsystem als fremd erkannt wird, was die Bildung von protektiven Antikörpern zur Folge hat.  mRNA-1273 enthält die Erbinformation für einen Bestandteil des Spike-Proteins von SARS-CoV-2. Die bei der Impfung erzeugten Antikörper sollen das Virus neutralisieren und eine Infektion der Körperzellen verhindern. mRNA-1273 wurde von der Firma Moderna aus Cambridge/Massachusetts, die sich auf mRNA-Wirkstoffe spezialisiert hat, in einem Rekordtempo entwickelt.


SARS-CoV-2 geht an die Nieren – welche therapeutischen Konsequenzen sind zu ziehen?

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 18.05.2020

 

Eine aktuelle Studie zeigt: Das neuartige Coronavirus geht im wahrsten Sinne des Wortes an die Nieren. Viele Patienten weisen bereits zu Beginn einer COVID-19-Erkrankung Urinauffälligkeiten auf, bei schweren Verläufen entwickelt sich oft ein ein akutes Nierenversagen. Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) plädiert für eine interdisziplinäre Betreuung und nephrologische Nachsorge von COVID-19-Patienten mit Nierensymptomen. Ende der letzten Woche publizierten Professor Dr. Tobias Huber und Kollegen die Ergebnisse der in Hamburg am UKE durchgeführten Obduktionsstudie [1]. Insgesamt wurden Proben aus verschiedenen Organgeweben von 27 obduzierten, an COVID-19 erkrankten Patientinnen und Patienten im Hinblick auf die Viruslast analysiert. Wie sich zeigte, befällt das neuartige Virus zwar am stärksten die Lungen, aber auch andere Organe, und zwar in einem besonderen Maße die Nieren, sind betroffen. Anhand der Proben von sieben Patienten wurde darüber hinaus untersucht, welche Nierenkompartimente besonders in Mitleidenschaft gezogen werden, und es zeigte sich, dass die Nierenkanälchen (Tubuli) und besonders auch Zellen der Nierenkörperchen (Glomeruli) eine hohe Viruslast aufwiesen. „Das deckt sich gut mit unseren klinischen Beobachtungen. Die Glomeruli übernehmen die Filterfunktion der Nieren und die Tubuli die Rückresorption. Es zeigt sich schon früh im Verlauf einer Covid-19-Erkrankung, dass viele Patienten Auffälligkeiten im Urin haben, insbesondere eine Albuminurie,“ erklärt Studienleiter Professor Huber.

 


Wissenschaftler*innen der TU Berlin analysieren, wie sich SARS-CoV-2 in der Raumluft ausbreitet

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 18.05.2020

Wie breitet sich das SARS-CoV-2-Virus in der Raumluft aus? Wie genau das Corona-Virus verbreitet wird – ob vor allem über eine Tröpfcheninfektion oder doch eher über Aerosole in der Atemluft ist noch nicht abschließend geklärt. Wenn ein*e Corona-Patient*in hustet, spricht oder niest, wird ein Strahl an unterschiedlich großen Tröpfchen und Aerosolen erzeugt, der in die Raumluft eindringt und sich dort ausbreitet. Alle diese unterschiedlich großen Tröpfchen und Aerosole enthalten potenziell Viren. Wie diese Partikel sich verhalten, ob und wann sie zu Boden sinken, wie weit sie sich verteilen, in der Luft stehen bleiben oder wo sie sedimentieren, ist ein Forschungsthema von Prof. Dr. Martin Kriegel, Leiter des Hermann-Rietschel-Instituts an der TU Berlin. „Wir untersuchen in verschiedenen Projekten die Verweilzeit von Erregern in der Luft unter den verschiedensten Bedingungen“, so Martin Kriegel. Für diese Experimente stehen seinem Team „Contamination Control“ zwei Forschungsreinräume, mehrere Raumluftströmungslabore sowie ein Forschungsoperationsaal zur Verfügung. Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie untersuchen die Wissenschaftler*innen, inwiefern die Ausbreitung des Virus von der Zusammensetzung und Größenverteilung der Partikel innerhalb der ausgeatmeten Luft (Aerosol) abhängt. Bei einem Aerosol handelt es sich um kleinste, flüssige oder feste Partikel (das können zum Beispiel Viren sein, einzeln oder im Verbund mit Speichelflüssigkeit oder auch Ruß, Feinstaub etc.) in einem Gas, üblicherweise Luft. Die Partikelgröße reicht dabei von wenigen Nanometern – also einem Millionstel Millimeter – bis mehreren Mikrometern. Zum Vergleich: Ein menschliches Haar hat eine Dicke von etwa 100 Mikrometern.


Impfen durch Inhalieren - Neuer alter Pockenimpfstoff gegen Coronavirus

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 18.05.2020

Auf der Suche nach einem Impfstoff gegen SARS-CoV-2 setzen einige Wissenschaftler auch auf alte Bekannte. Beispielsweise könnte ein alter Pockenimpfstoff in abgewandelter Form Nutzen zeigen oder neue Erkenntnisse zu dem alten Gelbfieberimpfstoff könnten bei der Suche hilfreich sein. Auch am Impfen ohne Nadel wird geforscht. Wie aus einer Mitteilung des Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hervorgeht, testet sie in Kooperation mit der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München einen vielversprechenden Impfstoff auf Basis eines Pockenvirus. Das Modifizierte Vakzinia Virus Ankara (MVA) ist ein attenuiertes Pockenvirus, das in den 1970er-Jahren als Pockenimpfstoff entwickelt wurde. In den 1990er-Jahren schulte MVA um: Seitdem nutzt man es auch als Impfvektor, um Genmaterial in Körperzellen einzuschleusen und eine Immunreaktion auszulösen. Nun planen die Wissenschaftler in den Pockenimpfstoff zusätzlich die genetische Bauanleitung für das virale Spike-Protein einzufügen, welches das Coronavirus für die Infektion von Zellen benötigt. Die Impfung soll dann die körpereigene Immunabwehr anregen und letztlich zu schützenden Antikörpern führen. Laut Professor Dr. Reinhold Förster von der MHH wurde ein gentechnisch modifiziertes MVA von der Arbeitsgruppe um Professor Dr. Gerd Suttner in München bereits früher entwickelt und erfolgreich an Dromedaren getestet. »Die Tiere waren nach erfolgter Impfung gegen das MERS-Virus immun.« Dabei handelt es sich auch um ein Coronavirus. Dass die Impfung auch beim Menschen wirkt, ist in einer weiteren Untersuchung gerade erst bestätigt worden (»The Lancet Infectious Diseases«, DOI: 10.1016/S1473-3099(20)30248-6).


Medizin - „Multiorgan­virus“-SARS-CoV-2: Autopsie zeigt Befall zahlreicher Organe

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 18.05.2020

Das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert nicht nur Atemwege und Lungen. Eine Studie im New England Journal of Medicine (2020: DOI: 10.1056/NEJMc2011400) zeigt, dass sich die Viren auch in Pharynx, Herz, Leber, Gehirn und insbesondere in den Nieren ausbreiten. Rechtsmediziner des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) verfügen auch international mit über die größten Erfahrungen in der Autopsie von Patienten, die nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 an COVID-19 gestorben sind. Bei 22 Verstorbenen wurde die Viruslast in Gewebeproben aus 7 verschiedenen Organen bestimmt.Die höchste Konzentration von SARS-CoV-2-Kopien pro Zelle wurde in den Atemwegen nachgewiesen. In geringerer Menge war die Virus-DNA aber auch in Nieren, Leber, Herz, Gehirn und Blut nachweisbar. Das SARS-CoV-2 sei deshalb kein reines Atemwegsvirus, sondern ein „Multiorganvirus“, findet Tobias Huber, Direktor der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik am UKE.