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Letzte aktualiesierung 13.11.2020
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 10.11.2020
Wissenschaftlerteams der Universitäten Cambridge und Gießen haben eine Karte der 3D-Strukturen des COVID-19-Erregers in infizierten Zellen erstellt – Publikation in „Molecular Cell“ Coronaviren wie SARS-CoV-2 verfügen über ein einzelsträngiges RNA-Genom von rund 30 Kilobasen Länge – das größte bekannte Genom aller RNA-Viren. Für einzelne Bereiche dieses RNA-Stranges war bekannt, dass sie sich in 3D auffalten können. Wie das SARS-CoV-2-Virus dieses Genom-Origami verwendet, um erfolgreich Wirtszellen zu infizieren und sich dort zu vermehren, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Cambridge (Großbritannien) in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Friedemann Weber am Institut für Virologie des Fachbereichs Veterinärmedizin an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) nun herausgefunden. Diese Erkenntnisse können für die Entwicklung von Medikamenten zur Behandlung von COVID-19 genutzt werden.
SARS-CoV-2: Impfstoff von Biontech/Pfizer verhindert in Phase-3-Studie mehr als 90 % der bestätigten Infektionen
Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 10.11.2020
Der vom deutschen Hersteller Biontech entwickelte und zusammen mit dem US-Konzern Pfizer klinisch geprüfte Impfstoff BNT162b2 hat in einer Phase-3-Studie offenbar eine gute Schutzwirkung erzielt, ohne dass es zu schweren Komplikationen kam, wie die jetzt bekannt gegebenen Zwischenergebnisse der laufenden Studie zeigen. Die Firmen wollen sich um eine baldige Zulassung bemühen. Die klinische Phase-3-Studie war am 27. Juli an weltweit 154 Zentren (deutsche Beteiligung: Berlin, Essen, Frankfurt/Main, Hamburg, Stuhr bei Bremen) begonnen worden. Ursprünglich waren 30.000 gesunde Erwachsene geplant. Inzwischen wurde die Zahl auf etwa 44.000 Personen erhöht. Dabei wurden nach Mitteilung der Hersteller zusätzlich weitere Bevölkerungsgruppen einbezogen einschließlich Personen im Alter von 12 Jahren und Personen, die mit dem HI-Virus, dem Hepatitis C-Virus oder dem Hepatitis B-Virus infiziert sind.
Britische Forscher finden Kreuzreaktivität durch Erklärungscoronaviren bei jedem Zwanzigsten. Bei 16 von 302 Probanden in einer britischen Studie fand sich eine Immunantwort auf SARS-CoV-2, obwohl diese Personen nachweislich nicht mit dem neuen Coronavirus infiziert waren. Die Forscher vermuten bei diesen 5,29 Prozent eine „Immunisierung“ durch vorangegangene Infektionen mit saisonalen Coronaviren. Die IgG-Antikörper zeigten eine Kreuzreaktivität gegen die S2-Untereinheit des Spike-Proteins von SARS-CoV-2. Das Spike-Protein steht bekanntlich im Fokus der Impfstoffentwicklung. Auffallend in der Untersuchung war, dass insbesondere Kinder und Jugendliche eine ausgeprägte Kreuzreaktivität aufwiesen: In einer Kohorte von 48 Ein- bis 16-Jährigen, die nicht mit SARS-CoV-2 infiziert waren, konnten die Forscher diese IgG-Antikörper bei 21 (43,8 Prozent) nachweisen. Das könnte erklären, warum Kinder und Jugendliche seltener erkranken, Älterere dafür umso öfter (Science 2020; online 6. November).
BioNTech und Pfizer - mRNA-Impfstoff verspricht 90-prozentigen Schutz gegen Covid-19
Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 09.11.2020
Erste Daten aus der Phase-III-Studie des mRNA-Impfstoffs des Firmenkonsortiums Pfizer/BioNTech überraschen positiv. Ihnen zufolge bietet der Impfstoff einen 90-prozentigen Schutz vor Covid-19. Die Firmen wollen kommende Woche eine Zulassung in den USA beantragen. Lange musste man auf die Antwort auf die entscheidende Frage zu den Corona-Impfstoffen warten: Sind sie wirksam? Diese Frage wurde heute mit einem eindeutigen Ja beantwortet. Die beiden kooperierenden Firmen Pfizer und BioNTech haben heute erstmals Phase-III-Daten zu einem Covid-19-Impfstoff vorgelegt. Sie gaben in einer Pressemitteilung bekannt, dass ihr Impfstoffkandidat BNT162b2 tatsächlich wirksam ist. Das bedeutet, dass dieser Impfstoff Menschen vor Covid-19 schützt, die sich vor der Impfung nachweislich noch nicht mit SARS-CoV-2 infiziert hatten. Zu diesem Schluss kommen die Vertreter der beiden kooperierenden Unternehmen nach einer ersten Zwischenanalyse, die von einem externen, unabhängigen Data Monitoring Committee (DMC) am 8. November 2020 im Rahmen der laufenden Phase-III-Studie durchgeführt worden war.
Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 04.11.2020
Die US-Arzneimittelbehörde FDA weist noch einmal in einem Rundschreiben an Testlaboratorien und Gesundheitseinrichtungen auf das eigentlich bekannte Problem falsch
positiver Antigentests zum Nachweis einer SARS-CoV-2-Infektion hin. Gleichzeitig gibt die Behörde Tipps, wie diese falschen Resultate vermieden werden können. Die FDA hat am Mittwoch Mitarbeiter
klinischer Laboratorien und Gesundheitsdienstleister gewarnt, dass falsch positive Ergebnisse bei Antigentests auftreten können, wenn die Anwender die Gebrauchsanweisung für die Tests nicht penibel einhalten. Dies ist eigentlich ein bekanntes
Problem, das aber in der momentanen Größenordnung nicht akzeptabel ist, da die Testergebnisse relevante Konsequenzen nach sich ziehen können. Die Gefahr, dass Antigentests ein falsch positives Resultat anzeigen, ist besonders hoch, wenn Tests für das Screening großer Populationen bei einer niedrigen
Infektionsprävalenz eingesetzt werden. Um dieses Problem so gering wie möglich zu halten, sollten bei kritischen Analysen routinemäßig Folgeuntersuchungen (Reflextests) durchgeführt werden, um
die Ergebnisse zu bestätigen oder zu falsifizieren.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 04.11.2020
Forschungsteams des Paul-Ehrlich-Instituts haben gemeinsam mit Teams des Universitätsklinikums Frankfurt/Main und des Leibniz-Instituts für Primatenforschung, Göttingen, die Antikörperantwort von COVID-19-Patienten in Deutschland untersucht. Ziel war es, neue Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen dem Krankheitsverlauf und der Immunreaktion zu gewinnen und mögliche Schutzkorrelate zu identifizieren, die für die Entwicklung von Impfstoffen und therapeutischen Antikörpern benötigt werden. Die Zeitschrift The Journal of Infectious Diseases berichtet in seiner Online-Ausgabe vom 31.10.2020 über die Ergebnisse der Untersuchung. Bereits mehr als 47 Millionen Personen haben sich weltweit mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert und rund 1,2 Millionen Todesfälle stehen im Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion. Die Infektion mit SARS-CoV-2 verläuft bei Betroffenen sehr unterschiedlich. Während ein Teil der Infizierten überhaupt keine Krankheitszeichen entwickelt, erkrankt ein anderer Teil unter Beteiligung unterschiedlicher Organsysteme schwer. Bei knapp zwei Prozent der bestätigten Fälle in Deutschland verläuft die Erkrankung tödlich. Für die Entwicklung wirksamer therapeutischer Maßnahmen ist ein umfassendes Verständnis der Pathogenese von SARS-CoV-2 und der immunologischen Prozesse erforderlich, wodurch auch die unterschiedlichen Krankheitsverläufe erklärbar werden könnten. Neben Prozessen der angeborenen Immunantwort sind vor allem zwei Säulen der erworbenen Immunität von zentraler Bedeutung für die Immunabwehr des Coronavirus SARS-CoV-2: Zum einen die Bildung von spezifischen Antikörpern (Immunglobulinen), die das Virus neutralisieren und inaktivieren können. Diese Immunantwort wird als humorale Immunantwort bezeichnet. Eine weitere Säule ist die Bildung spezifischer Immunzellen (T-Zellen), die zelluläre Immunantwort, die infizierte Zellen abtöten kann.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 02.11.2020
WissenschaftlerInnen der TU Bergakademie Freiberg haben im Rahmen ihres Forschungsprojektes zur Virenausbreitung über Aerosole ein aktuelles Video zur Wirksamkeit verschiedener Masken- oder Visiertypen produziert. Zu sehen sind die unterschiedlichen Strömungsrichtungen der ausgeatmeten Luft beim Reden und Atmen. Hintergrund ist die in diesem Jahr gestartete Forschungsarbeit im Projekt „Viruspartikelströmung Musikermedizin und Patientenräume“. In diesem untersuchen die Wissenschaftler/innen des Instituts für Mechanik und Fluiddynamik der TU Bergakademie Freiberg gemeinsam mit der Universitätsmedizin Leipzig und dem Klinikum St. Georg die Virenausbreitung insbesondere beim Singen in geschlossenen Räumen sowie bei der Versorgung von beatmeten Patienten in Patientenzimmern. Hauptaugenmerk liegt dabei auf den sogenannten Aerosolen. Das sind sehr kleine Tröpfchen, die im Gegensatz zu größeren Tropfen noch längere Zeit in der Luft schweben und so möglicherweise einen weiteren Übertragungsweg für Coronaviren darstellen. Die TU Bergakademie Freiberg erarbeitet in dem Projekt Computersimulationen, die die Ausatmung und Ausbreitung der Aerosole in der Raumluft visualisieren. Aufbauend auf den Simulationsergebnissen sind unter anderem Versuche bei Chören in Leipzig sowie in geschlossenen Patientenzimmern der Universitätsmedizin Leipzig in Vorbereitung.
Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 30.10.2020
Boehringer will ein Molekül mit neuartigem Wirkmechanismus aus seiner Pipeline jetzt an Covid-19-Patienten mit schweren Atemwegskomplikationen testen. Teilnehmen
sollen 90 Patienten in acht Ländern. Bei dem neuen potenziellen Wirkstoff mit dem Kürzel BI 764198 handelt es sich um einen
niedermolekularen, potenten, hoch selektiven und oral verfügbaren Inhibitor des Rezeptor-Potential-Kationenkanals 6 (TRPC6). Dieser Ionenkanal spielt unter anderem in der Niere eine wichtige
Rolle. Die Aktivierung dieses Proteins führt wohl unter anderem zu einer Progression bei einer diabetischen Nephropathie. Boehringer hatte die oral verfügbare Substanz schon 2019 an gesunden
Männern in Bezug auf Pharmakokinetik und Verträglichkeit in einer Phase-I-Studie getestet.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 29.10.2020
Forschende aus Basel und Spanien haben eine neue SARS-CoV-2-Variante identifiziert, die sich in den letzten Monaten in ganz Europa verbreitet hat, wie aus einer neuen, noch nicht von Fachleuten überprüften Studie hervorgeht. Es gibt derzeit keine Hinweise, dass die neue Variante gefährlicher ist. Ihre Verbreitung könnte jedoch Einblicke in die Wirksamkeit der Reiserichtlinien geben, die die europäischen Länder im Sommer erlassen hatten. Allein in Europa sind zurzeit Hunderte Varianten des neuen Coronavirus SARS-CoV-2 im Umlauf, die sich alle durch kleine Mutationen in ihrem Erbgut voneinander unterscheiden. Nur wenige dieser Varianten haben sich derartig erfolgreich verbreitet und sind so prävalent geworden wie die neue, die die Bezeichnung 20A.EU1 erhalten hat. Die Forschenden der Universität Basel, der ETH Zürich in Basel und des Konsortiums «SeqCOVID-Spain» analysierten und verglichen Virusgenomsequenzen von Covid-19-Patienten aus ganz Europa, um die Entwicklung und Verbreitung des Erregers nachzuvollziehen (siehe Kasten). Ihre Analyse legt nahe, dass 20A.EU1 erstmals im Sommer in Spanien auftrat. Die frühesten Hinweise auf die neue Variante stehen im Zusammenhang mit einem Super-Spreader-Ereignis unter Landarbeitern im Nordosten Spaniens. 20A.EU1 gelangte anschliessend in die lokale Bevölkerung, verbreitete sich rasch über das ganze Land und macht heute fast 80 Prozent der Virus-Sequenzen in Spanien aus.
Quelle: Informationsdient Wissenschaft, 29.20.2020
Eine neue Studie des Helmholtz Zentrums München kommt zu dem Ergebnis, dass sechsmal mehr Kinder in Bayern mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert waren als gemeldet. Dies verdeutlicht die Relevanz bevölkerungsweiter Antikörper-Screenings zur Überwachung des Pandemieverlaufs. Die Studie beschreibt außerdem einen neuen Ansatz, um Antikörper gegen SARS-CoV-2 mit besonders hoher Genauigkeit zu messen. Neuer Ansatz zur Messung von Antikörpern gegen SARS-CoV-2. Derzeitige Antikörpertests weisen eine mangelnde Spezifität auf, was zu einem großen Anteil falsch-positiver Ergebnisse führt. Unter der Leitung von Prof. Anette-G. Ziegler entwickelten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Helmholtz Zentrum München nun einen neuen Ansatz zur Messung von Antikörpern gegen SARS-CoV-2. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass das Testergebnis erst dann als Antikörper-positiv gilt, wenn sowohl gegen die Rezeptor-Bindungsdomäne als auch gegen Nukleokapsid-Proteine des Virus positiv getestet wurde. Dieser zweistufige und zweifach-positive Ansatz führt zu besonders genauen Ergebnissen mit einer Spezifität von 100 Prozent und einer Sensitivität von mehr als 95 Prozent.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 27.10.2020
Ein neues Score-System zur Einschätzung des individuellen Risikos für einen schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg und der LMU München vorgestellt. Die Krankheitsverläufe bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 sind sehr unterschiedlich und hängen von individuellen Faktoren, wie etwa Vorerkrankungen oder Alter ab. Die Beurteilung des individuellen Risikos für einen schweren Krankheitsverlauf stellt an Ärztinnen und Ärzte somit hohe Anforderungen. Das neue Score-System soll daher eine Hilfestellung zu einer einheitlichen Risiko-Abschätzung bieten. In Kenntnis des individuellen Scores kann dann in einem zweiten Schritt beurteilt werden, welche beruflichen Einsatzmöglichkeiten bestehen. Betriebe und Unternehmen haben eine Fürsorgepflicht für ihre Beschäftigten, insbesondere für jene, die einer Risikogruppe angehören. Eine Beurteilung, ob ein erhöhtes Schutzbedürfnis vorliegt, setzt fundierte Kenntnisse des individuellen Gesundheitszustands sowie der jeweiligen Bedingungen am Arbeitsplatz voraus. Im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung ermitteln die Arbeitgeber mit Unterstützung der Betriebsärztinnen und -ärzte die am Arbeitsplatz objektiv bestehenden gesundheitlichen Belastungsfaktoren. Hierzu zählt auch die Infektionsgefährdung.
Quelle: Informartionsdienst Wissenschaft, 27.10.2020
Eine aktuell in „Nature Immunology“ hochrangig publizierte Arbeit [1] stellt eine interessante Hypothese auf: So komme es bei schweren COVID-19-Verläufen zur gleichen Aktivierung von B-Zellen und Autoantikörperbildung wie bei Patienten mit akuten Schüben des systemischen Lupus erythematodes (SLE). Das wirft die Frage auf, ob der Einsatz von von zielgerichteten immunmodulatorischen Therapien, die beim SLE eingesetzt werden, auch bei schweren COVID-19-Erkrankungen erfolgversprechend sein könnte. Der systemischen Lupus erythematodes (SLE) ist eine chronisch-entzündliche, meistens schubförmig verlaufende Autoimmunerkrankung mit z.T. lebensbedrohlichen Verläufen. Es kommt zu Manifestationen an verschiedenen Organen wie Haut, Lunge, Herz, ZNS, Muskeln/Gelenke – und den Nieren. Zu einer Nierenbeteiligung kommt es fast in drei von vier Fällen, man spricht dann von Lupus Nephritis. Viele der SLE-Patienten werden daher von Nephrologen betreut bzw. zumindest mitbetreut. Bei der Lupus Nephritis kommt es zu einer Nierenentzündung, die vorwiegend die Nierenkörperchen („Glomeruli“) betrifft. Die Glomeruli sind die eigentlichen Filtereinheiten der Niere. Bei einer entzündlichen Schädigung sind sie nicht mehr in der Lage, wichtige Blutbestandteile wie Albumin (Eiweiß) bzw. ganze Blutzellen wie Erythrozyten zurückzuhalten, es kommt zur Proteinurie, ggf. zu Blut im Urin (Hämaturie). Die Nierenbeteiligung bei SLE ist prognosebestimmend, es kann zum Nierenversagen kommen,so dass die Betroffenen eine regelmäßige Dialysebehandlung benötigen. SLE-Patienten mit Nierenentzündung haben aber auch ein erhöhtes Risiko für koronare Herzkrankheiten, Schlaganfälle und sogar für Krebs (insbesondere für sogenannte B-Zell-Lymphome).
Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 26.10.2020
Um definitiv sagen zu können, ob und wie lang eine durchgemachte SARS-CoV-2-Infektion vor einer erneuten Ansteckung schützt, ist es zwar noch zu früh. Eine Studie aus England deutet jedoch jetzt darauf hin, dass die Immunität von der Schwere der Erkrankung abhängt. Britische Forscher haben untersucht, wie sich die Immunreaktion nach einer symptomatischen SARS-CoV-2-Infektion über drei Monate verhält. Sie gehen davon aus, dass der Schutz zumindest nach einer schwachen Erkrankung schnell wieder verschwindet, heißt es heute im Fachjournal »Nature Microbiology«. Die Erkenntnisse könnten weitreichende Konsequenzen für die Impfstoffentwicklung und das Pandemie-Management haben. Typischerweise bildet der Körper bei einer akuten viralen Infektion etwa 10bis 15 Tage nach Symptombeginn Antikörper. Diese Antikörperantwort erreicht etwa einen Monat nach Symptombeginn einen Gipfel, so eine Erkenntnis der Studie. Danach fällt der Titer wieder. Katie Doores und Kollegen vom King’s College London haben sich die Antikörperantwort von 59 Patienten und 37 Ärzten und Pflegekräften eines Londoner Krankenhauses über drei Monate nach Symptombeginn angesehen und bestätigten diesen Verlauf auch für SARS-CoV-2. Dabei stellten sie fest, dass die schwer Erkrankten am meisten neutralisierende Antikörper gegen das Coronavirus bildeten. Die Titer sanken zwar, aber auch 60 Tage nach Symptombeginn waren noch Antikörper nachweisbar. Nicht so bei den schwach an Covid-19 Erkrankten. Sie hatten schon direkt nach Symptombeginn eine deutlich geringere Bildung von Antikörpern, die zum Ende des Beobachtungszeitraums bei einigen schon nicht mehr nachweisbar waren.
Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 23.20.2020
Patienten, die wegen kardiometabolischer Erkrankungen bereits vor ihrer Infektion mit SARS-CoV-2 mit Acetylsalicylsäure in einer niedrigen Dosis („Low dose“-ASS) behandelt wurden, hatten in einer Beobachtungsstudie in Anesthesia & Analgesia (2020; DOI: 10.1213/ANE.0000000000005292) einen deutlich milderen Verlauf ihrer COVID-19-Erkrankung. Bei schweren Verläufen von COVID-19 kommt es häufig zu thrombotischen Komplikationen, die nicht selten für den Tod verantwortlich gemacht werden. Viele Zentren behandeln die Patienten deshalb inzwischen mit Heparin, um eine Hyperkoagulabilität zu vermeiden. Da Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu den wichtigsten Risikofaktoren für einen schweren Verlauf gehören, sind einige Patienten mit „Low dose“-ASS vorbehandelt. Das Mittel wird beispielsweise im Rahmen der Sekundärprävention bei einer koronaren Herzkrankheit eingesetzt. Der Thrombozytenaggregationshemmer hat eine antithrombotische Wirkung, die sich günstig auf den Verlauf von COVID-19 auswirken könnte.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 21.10.2020
Ein Forscherteam um Prof. Dr. Ursula Rescher vom Institut für Medizinische Biochemie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) befasst sich mit Wirkstoffen, die an der Schnittstelle von Wirt und Erreger wirken. Ziel ist es, Medikamente zu finden, die die Aufnahme von SARS-CoV-2-Viren hemmen und die Schwere einer COVID-19-Erkrankung verringern. Die Wissenschaftler haben nun die Möglichkeit untersucht, das Antidepressivum Fluoxetin als Medikament gegen COVID-19 einzusetzen. Die Studienergebnisse wurden jetzt von der Fachzeitschrift „Emerging Microbes & Infections“ veröffentlicht. Seit über zehn Monaten hält die Corona-Pandemie die Welt nun schon in Atem. Obwohl die meisten Länder umfangreiche Schutzmaßnahmen in die Wege geleitet haben, steigen die Infektions- und Todesraten. Angesichts der bislang nur wenigen Therapieoptionen beschränken sich Forscher bei der Suche nach einem sicheren, effektiven und global verfügbaren Gegenmittel für COVID-19 nicht auf die Suche nach neuen Arzneistoffen: Getestet werden auch bereits zugelassene Medikamente. Auf diesem Weg ist auch ein bekanntes Antidepressivum ins Visier der Forschung geraten: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Zentrums für Molekularbiologie der Entzündung (ZMBE) der Medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) haben die Möglichkeit untersucht, Fluoxetin als Medikament gegen COVID-19 einzusetzen. Die Studienergebnisse wurden jetzt von der Fachzeitschrift „Emerging Microbes & Infections“ veröffentlicht.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 20.10.2020
Bisher stützte man sich auf jahrzehntealte Modelle, nun hat ein Fluiddynamik-Team die Ausbreitung winziger Tröpfchen neu analysiert: Masken und Abstand sind gut, aber nicht genug. Maske tragen, Abstand halten, Menschenmassen meiden – das sind die gängigen Empfehlungen um die COVID-19-Epidemie einzudämmen. Allerdings sind die wissenschaftlichen Grundlagen, auf denen diese Empfehlungen basieren, Jahrzehnte alt und entsprechen nicht mehr dem aktuellen Stand des Wissens. Um das zu ändern, haben sich nun mehrere Forschungsgruppen aus dem Bereich der Fluiddynamik zusammengeschlossen und ein neues, verbessertes Modell der Ausbreitung infektiöser Tröpfchen entwickelt. Dabei zeigt sich: Masken zu tragen und Abstände einzuhalten ist sinnvoll, man sollte sich dadurch aber nicht in falscher Sicherheit wiegen. Auch mit Maske können infektiöse Tröpfchen über mehrere Meter übertragen werden und länger in der Luft verweilen als bisher gedacht. Am Forschungsprojekt beteiligt war die TU Wien, die Universität von Florida, die Sorbonne in Paris, Clarkson University (USA) sowie das MIT in Boston. Das neue Fluiddynamik-Modell für infektiöse Tröpfchen wurde im Fachjournal „International Journal of Multiphase Flow“ publiziert.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 20.10.2020
Ein internationales Forschungsteam unter deutsch-finnischer Federführung hat jetzt Neuropilin-1 als Faktor identifiziert, der den Eintritt von SARS-CoV-2 über den bekannten Rezeptor ACE 2 in das Innere der Zellen offenbar erleichtert. Neuropilin-1 ist in den Schleimhäuten der Atemwege und der Nase zu finden, was eine strategisch wichtige Verortung sein könnte, um zum Infektionsgeschehen und zur Ausbreitung von SARS-CoV-2 beizutragen. Fachleute des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), der Technischen Universität München, der Universitätsmedizin Göttingen, der Universität Helsinki und weiterer Forschungseinrichtungen berichten darüber im Fachjournal „Science“. Das Coronavirus SARS-CoV-2 kann verschiedene Organe wie Lunge und Nieren befallen und auch neurologische Symptome auslösen, darunter einen vorübergehenden Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns. Das Spektrum der Symptome der damit einhergehenden Erkrankung – bekannt als COVID-19 – ist daher recht vielfältig. Ein verwandtes Virus, SARS-CoV, führte 2003 zu einem viel kleineren Ausbruch, möglicherweise weil die Infektion auf die unteren Atemwege beschränkt war: Dadurch wurde jenes Virus weniger übertragbar. Im Gegensatz dazu infiziert SARS-CoV-2 zusätzlich die oberen Atemwege einschließlich der Nasenschleimhaut und breitet sich in der Folge durch Virenausstoß – z.B. beim Niesen – schnell aus.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 19.10.2020
Eine menschliche Zelle ist dem neuen Coronavirus (SARS-CoV-2) nicht völlig schutzlos ausgeliefert. Um sich gegen den Erreger zu wehren, stellt sie verschiedene antivirale Faktoren her, die sich zum Beispiel an das Erbgut des Virus anheften und es zerschneiden. Solche Verteidigungsmechanismen könnten eine Rolle bei neuen COVID-19-Therapien spielen. Jetzt haben Forschende aus Virologie und Mikrobiologie der Ulmer Universitätsmedizin um Professor Frank Kirchhoff einen vielversprechenden zellulären Faktor charakterisiert. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen des Londoner King’s College beschreiben sie die Effekte von „ZAP“ im Fachjournal „mBio“. Mit einer derartigen antiviralen Wirkung hatte die Erstautorin der Studie, Rayhane Nchioua, nicht gerechnet: „Wir waren schon überrascht, wie effektiv dieser zelluläre Faktor SARS-CoV-2 hemmt und hoffen, dass unsere Ergebnisse helfen werden, Immuntherapien gegen dieses Virus zu verbessern“, sagt die Doktorandin am Institut für Molekulare Virologie des Universitätsklinikums Ulm. Und so funktioniert die zelleigene Verteidigungsstrategie: Ein Protein namens ZAP (zinc finger antiviral protein) erkennt bestimmte Motive, so genannte CpG-Dinukleotide, in Ribonukleinsäuren (RNAs), die für die Produktion viraler und zellulärer Eiweiße notwendig sind: Hier folgt ein Nukleotid mit der Base Guanin direkt auf eines mit Cytosin. In menschlichen RNAs kommen solche Stellen viel seltener vor als bei den meisten Viren und Bakterien. So kann eine menschliche Zelle unterscheiden, welche RNA-Moleküle „eigen“ und welche „fremd“ - und deshalb zu zerschneiden - sind. Ein Vergleich mit den Sequenzen von mehr als 200 anderen Coronaviren ergab, dass SARS-CoV-2 sowie seine engsten Verwandten, die aus Fledermäusen isoliert wurden, ungewöhnlich wenige CpG-Stellen aufweisen. Das Coronavirus, das für die aktuelle Pandemie verantwortlich ist, war somit offenbar bereits an den Menschen angepasst.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 16.10.2020
Am letzten Freitag, 9. Oktober, wurde der ersten Probandin der Impfstoff MVA-SARS-2-S gegen COVID-19 injiziert. Insgesamt sechs Probandinnen und Probanden wurden bis heute der Vektor-Impfstoff verabreicht. Ende September hatte das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) die Genehmigung vom Paul-Ehrlich-Institut, Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, und der Ethikkommission der Ärztekammer Hamburg für den Start der klinischen Prüfung des Impfstoffes erhalten. Der Impfstoff wurde von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) und der IDT Biologika GmbH entwickelt und wird jetzt im Rahmen der klinischen Phase I auf seine Sicherheit, Verträglichkeit und spezifische Immunantwort gegen den Erreger untersucht. Finanziert durch öffentliche Mittel des DZIF werden insgesamt 30 Studienteilnehmende im medizinischen Auftragsinstitut CTC North am UKE geimpft. Anfang Oktober wurde mit den Voruntersuchungen und der Auswahl gesunder freiwilliger Probanden begonnen, bevor am 9. Oktober die Impfung der ersten Probandin erfolgte. Mit dem nötigen Sicherheitsabstand folgten dann die Impfungen weiterer Probanden. „Bisher verlief alles erwartungsgemäß und nach Plan“, sagt Prof. Dr. Marylyn Addo, Leiterin der Infektiologie des UKE, die als verantwortliche Prüfärztin die klinische Studie leitet.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 15.10.2020
Wie viele Covid-19-Patienten müssen schon bald ins Krankenhaus? Wie viele brauchen intensivmedizinische Betreuung? Saarbrücker Forscher haben für solche Vorhersagen ein mathematisches Modell entwickelt, das auf der Basis umfangreicher Daten präzise Ergebnisse für alle Bundesländer liefert. In den Szenarien des Online-Simulators wird sichtbar, dass es in Deutschland in zwei bis drei Wochen 20.000 neue Infektionsfälle pro Tag geben könnte, sollte die Ansteckungsrate so hoch bleiben wie derzeit. Die Saarbrücker Forscher veröffentlichen regelmäßig detaillierte Prognosen für alle Bundesländer, die der Politik und dem Gesundheitswesen als Entscheidungshilfe dienen sollen. „Aktuell verzeichnen wir leider einen starken Anstieg der Reproduktionszahl (R-Wert), die aussagt, wie viele Menschen ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt. In Deutschland wird der R-Wert aktuell auf 1,56 abgeschätzt, in Saarland liegt er bereits bei 2,0, das heißt ein Infizierter steckt im Schnitt zwei weitere Menschen an. Damit ist auch bei der Krankenhausbelegung mit einem deutlichen Anstieg zu rechnen. Wenn die Infektionslage so anhält wie derzeit, erwarten wir in einzelnen Bundesländern wie dem Saarland in zwei bis vier Wochen ähnlich viele COVID-19 Patienten auf den Normal- und Intensivstationen, wie sie in Spitzenzeiten der ersten Welle Mitte April zu verzeichnen waren“, warnt Thorsten Lehr, Professor für Klinische Pharmazie der Universität des Saarlandes. Gemeinsam mit seinem Team und Forscherkollegen hat er das mathematische Modell entwickelt, auf dem auch der Online-Simulator aufbaut.
Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 09.10.2020
Die Befürchtung, dass die Immunität nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 nur von kurzer Dauer ist, scheint sich nicht zu bestätigen. In 2 Studien aus Kanada und den USA in Science Immunology (2020; DOI: 10.1126/sciimmunol.abe0367 und DOI: 10.1126/sciimmunol.abe5511) war die Antikörperkonzentration auch 3 Monate nach der Erkrankung noch nicht wieder abgefallen. In den letzten Wochen hatte es mehrfach Berichte gegeben, wonach SARS-CoV-2 nur eine unzuverlässige Immunität hinterlässt, die nur von begrenzter Dauer ist. So hatten chinesische Forscher im Juni berichtet, dass nur 30 von 37 asymptomatischen Personen 3 bis 4 Wochen nach der Infektion IgG-Antikörper ausgebildet hatten, deren Konzentration rasch zurückging. Bei 12 Infizierten war es sogar zu einer Seroreversion gekommen: Die Antikörpertests fielen bei ihnen wieder negativ aus (Nature Medicine, 2020; DOI: 10.1038/s41591-020-0965-6).
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 09.10.2020
Das neuartige Corona-Virus kann das Gehirn erreichen – jedoch ist nicht das Virus selbst, sondern die Immunantwort des Körpers für den Großteil der Veränderungen im Gehirn verantwortlich. Das geht aus einer Studie unter Leitung von Prof. Dr. Markus Glatzel, Direktor des Instituts für Neuropathologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), hervor. Gemeinsam mit Forschenden aus dem Institut für Rechtsmedizin, dem Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene, der Klinik und Poliklinik für Neurologie des UKE und dem Institut für Neuropathologie des Universitätsklinikums Freiburg wurden für die Studie 43 mit SARS-CoV-2-infizierte Verstorbene untersucht. Die Ergebnisse haben die Forschenden in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins The Lancet Neurology veröffentlicht. Bei rund der Hälfte der untersuchten verstorbenen Patientinnen und Patienten (21 von 43) haben die Forschenden den SARS-CoV-2-Erreger im Gehirn entdeckt. Virusproteine konnten sowohl im Hirnstamm als auch in Nerven, die aus dem Hirnstamm entspringen, nachgewiesen werden. Die Virusmengen waren jedoch sehr gering und die Gehirne von Patienten mit den höchsten Virusmengen zeigten nicht mehr Veränderungen als solche, in denen kein Virus gefunden werden konnte. Das Forscher-Team konnte aber eine Immunreaktion in den Gehirnen der verstorbenen COVID-19-Patienten nachweisen. Die Forschenden schließen daraus, dass Entzündungszellen im Gehirn an der Entstehung der neurologischen Symptome beteiligt sein könnten.
Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 08.10.2020
Eine frühere Infektion mit harmlosen Coronaviren, die in der Regel nur eine „Erkältung“ verursachen, hat in einer Studie im Journal of Clinical Investigation (2020; DOI: 10.1172/JCI143380) zwar nicht vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 geschützt. Der Verlauf einer COVID-19-Erkrankung war jedoch deutlich abgeschwächt. Am Boston Medical Center steht den Ärzten zur Diagnose von Atemwegserkrankungen ein Multiplex PCR-System zur Verfügung, das die Gene von 20 häufigen Erregern nachweisen kann. Darunter sind auch die humanen Coronaviren OC43, HKU1, NL63 und 229E, die in der Regel nur leichte Erkrankungen verursachen.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 02.10.2020
Infektionen mit Bakterien und Viren sind eine zusätzliche Belastung für das Herz-Kreislauf-System. Das gilt auch für das Coronavirus SARS-CoV-2. Doch das Virus scheint nicht nur bei älteren Menschen mit kardiovaskulären Grunderkrankungen zu Herzschädigungen zu führen. Auch nur leicht erkrankte, jüngere Patientinnen und Patienten können nach überstandener COVID-19-Infektion entzündliche Veränderungen im Herzmuskel oder im Herzbeutel aufweisen. Die Ursache dafür liegt im Angiotensin-umwandelnden Enzym 2 (angiotensin-converting enzyme 2, ACE2). Diese Bindungsstelle ist das Einfallstor für SARS-CoV 2 in das Lungengewebe. Weil sich ACE2 auch in Herzmuskelzellen befindet, können die Viren auch das Herz befallen und dort massive Entzündungen auslösen. Eine Forschungsgruppe des Instituts für Molekulare und Translationale Therapiestrategien der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat nun eine Möglichkeit entdeckt, diesen Weg für das Coronavirus zu blockieren. Die Studie unter der Leitung von Institutsdirektor Professor Dr. Dr. Thomas Thum Dr. Christian Bär ist im Journal of Molecular and Cellular Cardiology veröffentlicht. Erstautoren sind Dongchao Lu und Shambhabi Chatterjee, PhD.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 30.09.2020
Unser Immunsystem kann Viruserkrankungen effizient abwehren. Hierbei kommt zwei Zellarten eine wichtige Rolle zu: Den T-Zellen, die erstens virusbefallene Zellen direkt zerstören können und zweitens die Bildung von effizienten, Virus-neutralisierenden Antikörpern durch B-Zellen ermöglichen. Diese beiden Zelltypen spielen auch für die Abwehr der SARS-CoV-2-Infektion eine entscheidende Rolle. Während Antikörpertests bereits routinemäßig durchgeführt werden, ist über die T-Zellantwort gegen SARS-CoV-2 bislang wenig bekannt. Der Arbeitsgruppe (AG) von Privatdozentin Dr. Juliane Walz in der Klinischen Kooperationseinheit Translationale Immunologie (KKE) am Universitätsklinikum Tübingen und der Abteilung für Immunologie des Tübinger Interfakultären Instituts für Zellbiologie ist es nun gelungen, die Zielstrukturen (T-Zell-Epitope) für eine T-Zellantwort gegen SARS-CoV-2 zu identifizieren. Für die in der renommierten Fachzeitschrift Nature Immunology publizierte Arbeit wurden insgesamt mehr als 180 Probanden nach überstandener COVID-19-Erkrankung untersucht. Die im Rahmen der Studie identifizierten T-Zell-Epitope ermöglichten den Nachweis, dass bei 100 Prozent der Patienten nach Infektion T-Zell-Immunantworten gegen SARS-CoV-2 erfolgt sind. Dies traf auch auf Patienten zu, bei denen keine Antikörperantwort nachweisbar war. Vorerfahrungen mit zwei anderen Coronaviren - SARS-CoV-1 und MERS-CoV-2 - sowie erste Berichte über Genesene nach durchgemachter COVID-19 Erkrankung legen nahe, dass T-Zellantworten tatsächlich eine bedeutende Rolle auch bei der Abwehr von SARS-CoV-2 spielen, wie das bei allen anderen Virusinfektionen der Fall ist. Um diese T-Zellantworten untersuchen zu können, müssen zunächst die Bestandteile des Virus, sogenannte Epitope, identifiziert werden, die von den T-Zellen erkannt werden können. „Diese Epitope sind nicht nur für die Untersuchung und Diagnostik der Immunabwehr von Bedeutung, sondern können auch die Grundlage für die Entwicklung von Impfstoffen bilden“, sagt Forschungsgruppenleiterin Juliane Walz.
Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 25.09.2020
Mehr als 10 % aller Patienten, die nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 eine schwere COVID-19 entwickeln, haben laut einer Studie in Science (2020; DOI: 10.1126/science.abd4585) Autoantikörper gegen Interferone im Blut. Bei weiteren 3,5 % liegen nach einer weiteren Publikation (Science 2020; DOI: 10.1126/science.abd4570) genetische Mutationen vor, die die Bildung von Interferonen behindern. Die Studien unterstreichen die Bedeutung der angeborenen Immunabwehr und könnten die Behandlung von COVID-19 beeinflussen. Die großen Unterschiede im klinischen Verlauf einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 haben die Forscher von Anfang an verblüfft. Einige vor allem jüngere Menschen bemerken die Infektion gar nicht, bei älteren Patienten mit Vorerkrankungen kann COVID-19 innerhalb weniger Tage zum Tod führen. Ein franko-amerikanisches Forscherteam um Jean-Laurent Casanova von der Rockefeller Universität in New York und dem Forschungsinstitut INSERM in Paris hat frühzeitig vermutet, dass es für die Variabilität auch genetische Gründe gibt. Die Forscher haben im „COVID Human Genetic Effort“ andere Forscher um sich versammelt und bereits im März mit der genetischen Untersuchung von Patienten begonnen, die wegen lebensgefährlicher Verläufe auf Intensivstation behandelt wurden. Die Forscher sequenzierten bei 659 Patienten das gesamte Genom oder wenigstens das Exom. Das ist der Anteil des Erbguts, der die Baupläne für die Proteine enthält. Dabei fiel auf, dass einige Patienten Varianten in 13 Genen aufwiesen, die die Empfindlichkeit für Viruserkrankungen beeinflussen. Die nähere Analyse ergab, dass einige dieser Varianten den Ausfall des „Interferon regulatory factor 7“ (IRF7) zur Folge hatten, der die Bildung von Interferonen steuert. Bei anderen Varianten fällt die Alpha-Kette von Interferon-alpha/beta (IFNAR1) aus.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 24.09.2020
Forschende des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben hochwirksame Antikörper gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 identifiziert und verfolgen nun die Entwicklung einer passiven Impfung. Gleichzeitig entdeckten sie dabei, dass manche SARS-CoV-2-Antikörper auch an Gewebeproben verschiedener Organe binden, was möglicherweise unerwünschte Nebenwirkungen auslösen könnte. Sie berichten über diese Erkenntnisse im Fachjournal „Cell“. Aus dem Blut von Menschen, die eine durch SARS-CoV-2 ausgelöste COVID-19-Erkrankung überstanden hatten, isolierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zunächst fast 600 verschiedene Antikörper. Durch Labortests konnten sie diese Zahl auf einige besonders wirksame Exemplare eingrenzen und diese dann mittels Zellkulturen – quasi in der Petrischale – künstlich nachbilden. Die identifizierten sogenannten neutralisierenden Antikörper binden, wie Strukturanalysen belegen, an das Virus und verhindern damit, dass es in Zellen eindringen und sich vermehren kann. Überdies trägt die Virus-Erkennung durch Antikörper dazu bei, dass der Erreger von Immunzellen beseitigt wird. Untersuchungen an Hamstern – diese sind ähnlich wie Menschen anfällig für eine Infektion durch SARS-CoV-2 – belegen die hohe Wirksamkeit der letztlich ausgewählten Antikörper: „Wurden die Antikörper nach einer Infektion verabreicht, entwickelten die Hamster allenfalls milde Krankheitssymptome. Erfolgte die Gabe der Antikörper präventiv – vor einer Infektion –, dann erkrankten die Tiere nicht“, sagt Dr. Jakob Kreye, Koordinator des aktuellen Forschungsprojektes. Der DZNE-Wissenschaftler ist einer der beiden Erstautoren der aktuellen Veröffentlichung.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 23.09.2020
Coronavirus-Impfstoff - Phase-III-Studie angehalten
Quelle: Pharmarzeutische Zeitung, 09.09.2020
Die große Phase-III-Studie mit dem Coronavirus-Impfstoff von Astra-Zeneca und der Universität Oxford musste wegen einer schwerwiegenden Reaktion bei einem Probanden zunächst gestoppt werden. Unklar ist, ob das Ereignis mit der Impfung zusammenhängt. Dies muss geklärt werden, bevor die Studie fortgesetzt werden kann. Die entscheidende Phase-III-Studie, mit der Astra-Zeneca und die Universität Oxford die Wirksamkeit und Sicherheit des Corona-Impfstoffkandidaten AZD1222 beweisen wollen, musste ungeplant gestoppt werden. Grund ist der Verdacht auf eine schwerwiegende Nebenwirkung bei einem Teilnehmer in Großbritannien. Unklar ist, ob die vermeintliche Nebenwirkung tatsächlich im Zusammenhang mit der Impfung steht. Allerdings ist es absolut normal, dass bei Eintreten eines solchen Falls das sogenannte Data and Safety Monitoring Board den Fall sehr genau betrachtet und bewertet, inwieweit der Zwischenfall tatsächlich mit der Impfung in Zusammenhang gebracht werden kann. Über die Aussetzung der Studie hatte zuerst die Nachrichtenwebsite »STAT« berichtet. Erkrankt sei ein Proband im Vereinigten Königreich, hieß es. Ein Sprecher von Astra-Zeneca bestätigte später einen vorübergehenden Teststopp in den USA und anderen Ländern.
Wie weitreichend sind Langzeitschäden?
Quelle: Pharmazeutische Zeitung, 09.09.2020
Eine Nachbeobachtungsstudie aus Österreich zeigt: Einige Covid-19-Patienten leiden zwar längerfristig an Herz- und Lungenschäden, doch bessern sich diese mit der Zeit. Die Studienergebnisse wurden kürzlich auf dem internationalen Kongress der Europäischen Pneumologischen Gesellschaft (ERS) vorgestellt. »Die schlechte Nachricht ist, dass die Menschen ab Covid-19 Wochen nach der Entlassung eine Lungenschädigung zeigen; die gute Nachricht ist, dass sich die Schädigung mit der Zeit tendenziell bessert, was darauf hindeutet, dass die Lunge einen Mechanismus zur Selbstreparatur besitzt«, sagte Sabina Sahanic von der Universitätsklinik in Innsbruck in einer Pressemitteilung der Europäischen Lungenstiftung (ELF – European Lung Foundation). Forscher um Sahanic und Professor Dr. Judith Löffler-Ragg hatten insgesamt 86 Covid-19-Patienten, die ursprünglich hospitalisiert waren, über einen längeren Zeitraum nachbeobachtet, um mögliche Langzeitschäden zu entdecken. Hierfür hatte das Team die Teilnehmer jeweils sechs, zwölf und 24 Wochen nach deren Entlassung aus dem Krankenhaus untersucht, wobei neben klinischen Untersuchungen unter anderem auch Lungenfunktionstests, Computertomographie (CT)-Scans und Echokardiogramme durchgeführt wurden. Zum Zeitpunkt der ersten Nachuntersuchung hatten über die Hälfte der Patienten mindestens ein die Lunge betreffendes persistierendes Symptom; vorwiegend waren dies Atemnot (47 Prozent) und Husten (15 Prozent). CT-Scans zeigten außerdem bei 88 Prozent der Patienten Lungenschäden. Weitere sechs Wochen später hatte sich die Symptomatik teilweise verbessert: 39 Prozent der Patienten litten unter Atemnot, noch immer 15 Prozent unter Husten. Lungenschäden wurden bei noch 56 Prozent der Teilnehmer festgestellt. Die Untersuchungsergebnisse nach 24 Wochen liegen bisher nicht vor.
COVID-19: Meta-Analyse bestätigt Nutzen von Kortikosteroiden
Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 03.09.2020
Eine Steroidbehandlung kann das Sterberisiko von Patienten mit schwerer COVID-19 senken. Dies kam in einer Meta-Analyse im Amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2020; DOI: 10.1001/jama.2020.17023) heraus, die auf insgesamt 7 Studien basiert, darunter 3 aktuelle Studien (JAMA 2020; DOI: 10.1001/jama.2020.16761, 17021 und 17022). Der Einsatz von Kortikosteroiden bei Infektionskrankheiten erscheint zunächst kontraintuitiv zu sein, da die Mittel im Prinzip die Immunabwehr von Krankheitserregern abschwächen. Bei schweren Verläufen kann es jedoch zu einer überschießenden Immunreaktion kommen, die für den Moment den Patienten mehr gefährden als die Krankheitserreger.Das ist beispielsweise häufig beim akuten Atemnotsyndrom (ARDS) oder dem septischen Schock der Fall. In den letzten Jahren haben gleich 3 randomisierte klinische Studien (APROCCHSS, ADRENAL und DEXA-ARDS) gezeigt, dass eine vorübergehende Steroidbehandlung die Überlebenschancen der Patienten verbessert, wie Todd Rice von der Vanderbilt University in Nashville in einem Editorial berichtet. Dennoch seien viele Ärzte zögerlich im Einsatz der Medikamente.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 01.09.2020
Das gefürchtete Lungenversagen bei schweren Verläufen von Covid-19 entsteht nicht durch eine zu schwache Immunantwort. Ganz im Gegenteil scheint eine überschießende Reaktion des Immunsystems dazu beizutragen. Zu diesem Schluss kommt ein Forschungsteam aus Bochum und Essen unter Leitung von Prof. Dr. Nina Babel, Leiterin des Centrums für translationale Medizin am RUB-Klinikum Marien-Hospital Herne. Das Team der Forscherinnen und Forscher aus dem Marien-Hospital Herne und der Virologie der Ruhr-Universität Bochum (RUB) sowie den Kliniken für Infektiologie und Anästhesie und dem Institut für Virologie der Universitätsmedizin Essen hat spezifische Antikörper und T-Zellen im Krankheitsverlauf bei leicht und schwer erkrankten sowie später verstorbenen Covid-19-Patienten untersucht. Dabei stellten die Forscherinnen und Forscher vergleichbare Immunreaktionen fest. Sie berichten in der Zeitschrift Cell Reports Medicine vom 29. August 2020.