Die Shuntpflege

 

Nach dem Sie nun erfahren haben, warum Sie einen Shunt benötigen, wozu er gut ist und wie Sie einen guten Chirurgen finden, erfahren Sie nun etwas zum Thema Shuntpflege. Für die Shuntpflege gibt es zwar etliche Vorgaben, aber kein Allgemeinrezept. Die Pflege sollte jedem Shunt individuell angepasst werden. Den jeder Shunt ist sozusagen ein Unikat. Gleichwohl versuche ich Ihnen hier ein paar allgemeine Pflegetipps, zu vermitteln.

 

Da Ihre Nieren nicht mehr arbeiten, ist der Shunt  nun Ihre Lebensader. Er stellt die Voraussetzung, dass Sie mit der Dialyse behandelt werden können. An den dialysefreien Tagen sollten Sie selbst der Anlage Aufmerksamkeit schenken und sie pflegen. So tragen Sie selbst das Notwendige zur Shuntentwicklung und zu einem langjährigen Gebrauch bei.

 

Nach der Shuntoperation beginnt schon in der Klinik, die Shuntpflege. Das geschieht ungefähr in folgenden Abläufen: Das Pflegepersonal hört den Shunt ab, der Arzt kommt zur Wundkontrolle und der Verband wird gewechselt. Überdies sollte in den ersten Tagen der Arm hochgelagert werden, damit er nicht zu sehr anschwillt. Eine leichte Schwellung in der Anfangszeit ist meist normal. Sind die Fäden nach ca. 10 Tagen gezogen, kann man langsam mit dem Gefäßtraining beginnen. Ebenso sollte man den Shunt mit einer Salbe/Creme pflegen. Nur nicht an Dialysetagen, da dann eventuell das Pflaster zur Nadelbefestigung nicht mehr haftet!

 

Was ist Gefäßtraining ...?  Mit dem Gefäßtraining trainiert man gezielt die Venen des Shunts, damit sie sich erweitern. So sind sie gut zu punktieren und man beugt schmerzhaften Fehlpunktionen vor. Das Trainingsgerät stellt z.B. ein kleiner Gummiball dar. Dieser wird in die Hand genommen und pumpent immer wieder zusammengepresst. Zu vor sollte man noch eine Blutdruckmanschette am Oberarm anlegen und diese  auf ca. 60 mmHg aufpumpen. Man kann auch ohne Manschette trainieren nur ist es dann nicht so effektiv.  Wie hoch Sie die Manschette aufpumpen sollen/dürfen, erklärt Ihnen der Chirurg oder das Dialysepersonal. Die Übung sollte zu Anfang ca. 10-mal täglich für ca. fünf bis zehn Minuten durchgeführt werden. Diese Übung ist auch eine gute Vorbereitung vor einer Shunt-Op.  Für einen Klinikbesuch oder vor einer Operation ist es dringend wichtig, die Ärzte und Krankenschwestern im Krankenhaus zu informieren, dass am Shuntarm kein Blutdruck gemessen werden darf! Das Wissen fehlt oft, da Shunts in den normalen Operationssälen keine Routine darstellen.

 

Hören Sie selbst täglich Ihren Shunt ab. Der Shuntspezialist Prof. Krönung aus Wiesbaden drückt es so aus: "Lauschen Sie täglich Ihre Shuntmelodie." Dazu genügt das eigene Ohr oder besorgen Sie sich ein Stethoskop. Sollten sie dabei eine Veränderung feststellen, informieren sie umgehend Ihren Dialysearzt. Ein ungewohntes Pfeifen kann z.B. ein Anzeichen einer Engstelle (Stenose) sein, die dem Shunt in seiner Funktion schaden kann. Ebenfalls kann eine starke Belastung, schweres Heben, Krafttraining uvm. Ihren Shunt beschädigen. Wenn Sie im Garten oder mit Maschinen arbeiten, sollten Sie einen Shuntschutz anlegen. Eine Verletzung kann lebensgefährlich werden. Denn über das Gefäß geht bis zu 800mil Blut in der Minute verloren. Bei so einer Verletzung sollten Sie oder ein Helfer die Hauptader unter der Axel Abdrücken und umgehend den Notarzt verständigen.  Die Gefahr einer Verletzung zu vermeiden, zählt zu einem der wichtigsten Aufgabe der  Shuntpflege. Das richtige Verhalten bei Komplikationen sollte Ihnen in der Klinik wie in der Dialyse vermittelt werden. Manche Dialyseeinrichtungen haben hierzu speziell geschultes Personal. Fragen Sie in Ihrer Praxis nach.

 

Zur Shuntpflege gehört auch die ordnungsgemäße Hygiene! Die konsequente Einhaltung ist die entscheidende Vorbeugemaßnahme zur Verhinderung einer Shuntinfektion. Achten sie vor der Punktion immer auf eine ausreichende großflächige Hautdesinfektion. Das ist sehr wichtig!  Den Arm zuvor mit Wasser und Seife zu waschen ist ebenfalls nicht schädlich. Eine Shuntinfektion kann für Sie lebensgefährlich werden. Während der Punktion sollten weder vom Personal noch von Ihnen geredet, geniest oder gehustet werden.  Punktiert das Personal nicht mit Handschuhen, sollte auf ausreichende Händedesinfektion geachtet werden. Für die Punktion einer künstlichen Ader (Kunststoffprothese) wird empfohlen, mit sterilen Produkten (Unterlagen, Handschuhen, Mundschutz) zu arbeiten. Achten Sie auf die Punkte, es geht um ihr Leben. In der täglichen Dialyseroutine können sich Fehler einschleichen. Daher ist auch Ihre Aufmerksamkeit in den Abläufen gefragt.

 

Sollten Sie zu Hause oder am Wochenende Ihren Shunt nicht mehr hören oder fühlen informieren Sie sofort Ihren Dialysearzt! Das ist eine absolute Notfallsituation! Sollten Sie z.B. Ihren Arzt am Wochenende nicht erreichen, fahren Sie zur Klinik, wo Ihr Shunt operiert wurde.

 

Von ärztlicher Seite sollte dem Shunt automatisch hin und wieder Aufmerksamkeit geschenkt werden. Dazu zählt; in regelmäßigen Abständen eine Ultraschalluntersuchung durchzuführen sowie die Shuntentwicklung per Foto zu dokumentieren. Jedoch sind die Ärzte teils ziemlich zäh bei den regelmäßigen, Ultraschalluntersuchungen. Da es den Zeitplan in der Praxis belastet. Untersuchungen erfolgen so meist nur bei vorliegender Problematik und nicht zur Früherkennung. Sprechen Sie Ihren Arzt ruhig öfter darauf an, auch mit der Gefahr, dass sie ihn nerven.

 

Fassen wir die Shuntpflege zusammen:

 

1. Nach der Operation - regelmäßige Wundversorgung und Verbandswechsel nach Vorgabe des Shuntchirurgen.

 

2. Hochlagerung des Arms nach OP um einer Schwellung des Shuntarms entgegenzuwirken.

 

3. Regelmäßige Funktionskontrolle durch das Personal in der Klinik und der Dialysepraxis.

 

4. Den Shunt selbst kennenlern: Abhören, Abtasten und Ansehen.

 

5. Hygiene einhalten.

 

6. Bei Problemen sofort den Dialysearzt informieren auch am Wochenende und in der Nacht.

 

7. Die Entwicklung des Shunts per Ultraschalluntersuchung und Fotografie durch das Dialysezentrum dokumentieren.

 

Wenn Sie selbst auf diese Dinge achten, tragen Sie von Ihrer Seite Ihr bestmögliches dazu bei, damit Ihr Shunt lange funktionieren kann.