Die richtige Wasserwahl für Dialysepatienten und Transplantierte – ein Leitfaden

Immer wieder stellen Dialysepatienten und nierentransplantierte Personen die Frage: Welches Mineralwasser ist das richtige für mich? Trotz der Bedeutung dieser Thematik gibt es bisher kaum umfassende Publikationen mit klaren Empfehlungen. Um diese Wissenslücke zu schließen, habe ich auf Basis verschiedener Fachquellen und meiner eigenen Recherche eine Zusammenstellung erarbeitet.

 

Die Empfehlungen beruhen auf allgemeinem nephrologischem Wissen, Ernährungsempfehlungen für Dialysepatienten sowie Veröffentlichungen renommierter Fachgesellschaften wie der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) und der KfH-Stiftung Präventivmedizin. Zudem wurden Inhaltsanalysen verschiedener Mineralwässer berücksichtigt, um eine praxisnahe Orientierung zu bieten.

 

Für Dialysepatienten und nierentransplantierte Personen ist die Auswahl des richtigen Wassers von großer Bedeutung. Bestimmte Mineralstoffe – insbesondere Natrium, Kalium, Kalzium und Phosphat – können in zu hoher Konzentration gesundheitliche Risiken bergen, insbesondere bei regelmäßiger Anwendung über einen längeren Zeitraum. Auch die Frage, ob Leitungswasser mit einem Sodastream eine geeignete Alternative darstellt, wird immer wieder diskutiert.

 

Im Folgenden werden die wichtigsten Faktoren erläutert, die bei der Wahl von Mineral- oder Leitungswasser zu beachten sind, um die individuelle Gesundheit bestmöglich zu unterstützen und sich nicht zu Schaden.

 

Auf was sollte man achten?

 

1. Natrium (Na⁺)

  • Warum ist es wichtig?
    Natrium bindet Wasser im Körper und kann zu Bluthochdruck und Flüssigkeitseinlagerungen (Ödeme) führen. Dies ist auch gerade in der
    Prädialyse Phase zu beachten. Da Dialysepatienten oft eine eingeschränkte Harnproduktion haben, ist eine natriumarme Ernährung essenziell.
  • Empfohlener Wert:
    Möglichst unter 20 mg/l, ideal sind unter 10 mg/l.

2. Kalium (K⁺)

  • Warum ist es wichtig?
    Kalium ist für die Muskel- und Nervenfunktion essenziell, aber Dialysepatienten können überschüssiges Kalium nicht ausreichend ausscheiden. Ein zu hoher Kaliumspiegel (Hyperkaliämie) kann zu Herzrhythmusstörungen oder sogar plötzlichem Herztod führen.
  • Empfohlener Wert:
    Unter 2 mg/l, idealerweise unter der Nachweisgrenze.

3. Kalzium (Ca²⁺)

  • Warum ist es wichtig?
    Kalzium ist wichtig für die Knochengesundheit, aber ein Zuviel kann in Kombination mit erhöhtem Phosphat zur Gefäßverkalkung (Kalzifizierung) führen.
  • Empfohlener Wert:
    100–150 mg/l, je nach individueller Therapie.

4. Magnesium (Mg²⁺)

  • Warum ist es wichtig?
    Magnesium ist für Muskel- und Nervenfunktionen essenziell, aber zu viel kann Verdauungsprobleme und eine veränderte Muskelaktivität verursachen.
  • Empfohlener Wert:
    Unter 50 mg/l, besser unter 20 mg/l.

5. Hydrogencarbonat (HCO₃⁻)

  • Warum ist es wichtig?
    Es hilft, eine Übersäuerung des Körpers (Azidose) zu vermeiden, die bei Dialysepatienten häufig vorkommt.
  • Empfohlener Wert:
    Ein höherer Gehalt (über 300 mg/l) kann in manchen Fällen vorteilhaft sein.

Welche Mineralwässer sind geeignet?

 

Geeignete Marken (Stand: letzte bekannte Analysewerte, bitte immer aktuelle Werte prüfen):

  • Volvic (sehr natrium- und kaliumarm)
  • Lauretana (extrem mineralarm, fast wie destilliertes Wasser)
  • Staatl. Fachingen Still (hoher Hydrogencarbonatwert, kann bei Azidose helfen)
  • Plose (mineralarm, natrium- und kaliumarm)

Ungeeignete Marken:

  • Starke Mineralwasser mit hohem Natrium- und Kaliumgehalt, z. B. Heilwässer wie Gerolsteiner, Apollinaris, oder Hochmineralisierte Wässer.

Leitungswasser:

 

Leitungswasser, das mit einem Sodastream oder einem anderen Wassersprudler aufbereitet wird, ist für Dialysepatienten und nierentransplantierte Personen in vielen Fällen eine gute Alternative zu Mineralwasser – allerdings gibt es auch hier einige Punkte zu beachten:

 

1. Leitungswasser-Qualität prüfen

 

Die Zusammensetzung von Leitungswasser variiert je nach Region. Die wichtigsten Werte, die du bei deinem Wasserversorger erfragen oder im Wasserbericht nachlesen solltest:

 

  • Natrium: Ideal unter 20 mg/l, besser unter 10 mg/l
  • Kalium: Möglichst unter 2 mg/l
  • Kalzium & Magnesium: Je nach individueller Empfehlung (bei Neigung zu Verkalkungen moderat halten)
  • Phosphat: Sollte möglichst unter der Nachweisgrenze liegen
  • Nitrat & Nitrit: Möglichst niedrig, da eine hohe Belastung problematisch sein kann

💡Tipp: Dein Wasserversorger stellt oft die aktuelle Analyse auf der Webseite bereit oder du kannst sie anfordern.

 

2. Einfluss des Sprudelns auf die Wasserqualität

 

Beim Sprudeln mit Kohlensäure (CO₂) verändert sich die chemische Zusammensetzung des Wassers nicht wesentlich. Es kann jedoch leicht saurer werden, weil CO₂ mit Wasser Kohlensäure (H₂CO₃) bildet.

  • pH-Wert-Senkung: Durch das Sprudeln kann der pH-Wert auf etwa 5,5–6,5 fallen (neutral ist 7).
  • Kein Einfluss auf Natrium oder Kalium: Sprudeln verändert die Mineralstoffzusammensetzung nicht.

3. Mögliche Vorteile für Dialysepatienten

 

Mineralstoffkontrolle: Wenn das Leitungswasser gut ist, bleibt es mineralstoffarm und besser geeignet als viele Mineralwässer.
Flüssigkeitskontrolle: Man kann individuell sprudeln und ist nicht auf stark mineralisierte Sprudelwässer angewiesen.
Nachhaltigkeit & Kosten: Deutlich günstiger als Flaschenwasser und umweltfreundlicher.

 

4. Mögliche Nachteile & Risiken

 

Schlechte Wasserqualität in manchen Regionen → Unbedingt Analyse prüfen!
Filter & Hygiene beachten → Wenn ein Filter verwendet wird, regelmäßig wechseln! Besonders wichtig für Nierentransplantierte mit eingeschränktem Immunsystem.
Kohlensäure kann den Magen reizen → Wer zu Sodbrennen oder Magenschmerzen neigt, sollte stilles Wasser bevorzugen.

 

Fazit:

 

👉 Leitungswasser aus dem Sodastream ist für Dialysepatienten oft eine sehr gute Wahl, wenn die Wasserqualität in deiner Region stimmt!
👉 Unbedingt aktuelle Wasserwerte prüfen (Natrium, Kalium, Phosphat etc.) und ggf. mit deinem Nephrologen besprechen.
👉 Still oder nur leicht gesprudelt ist oft besser, da viel Kohlensäure Magenprobleme verursachen kann.

 

Zusätzliche Tipps:

  • Sprudelwasser meiden, da es oft mehr Mineralstoffe enthält.
  • Etiketten genau lesen! Hersteller ändern manchmal die Zusammensetzung.
  • Heilwasser nur nach ärztlicher Rücksprache trinken.
  • Bei Nierentransplantation individuelle Vorgaben beachten, da einige Medikamente den Kaliumspiegel beeinflussen können.

Da sich die Zusammensetzung von Mineralwässern ändern kann, empfehle ich, die aktuellen Analysen direkt auf den Webseiten der Hersteller oder bei der Verbraucherzentrale nachzusehen.


Konkrete Quellen mit aktuellen Vergleichstabellen findest du, leider nach etwas suchen, z. B. hier:

Fazit: Die richtige Wasserwahl – individuell und durchdacht

 

Die Wahl des richtigen Wassers ist für Dialysepatienten und nierentransplantierte Personen ein wichtiger Bestandteil der täglichen Ernährung. Entscheidend sind dabei die Gehalte an Natrium, Kalium, Kalzium, Magnesium und Phosphat, die in vielen Mineralwässern stark variieren. Während einige mineralarme Wässer wie Volvic oder Lauretana gut geeignet sind, sollten stark mineralisierte oder heilwasserhaltige Sorten mit hohen Natrium- und Kaliumwerten eher gemieden werden.

 

Leitungswasser kann eine sinnvolle Alternative sein, insbesondere wenn die regionalen Wasserwerte passen und regelmäßig überprüft werden. In Kombination mit einem Wassersprudler bleibt es mineralstoffarm, umweltfreundlich und kostengünstig. Dennoch sollten Hygiene, Filterwechsel und individuelle gesundheitliche Aspekte stets beachtet werden.

 

Letztlich empfiehlt es sich, aktuelle Wasseranalysen regelmäßig zu prüfen und sich bei Unsicherheiten mit dem behandelnden Nephrologen abzustimmen. So kann jeder individuell die beste Wahl für seine Gesundheit treffen und gleichzeitig unbesorgt für ausreichend Flüssigkeitszufuhr sorgen.

Bildquelle: https://www.ixi-getraenke.de/content/152/59/alkoholfreie-getraenke/mineralwasser
Bildquelle: https://www.ixi-getraenke.de/content/152/59/alkoholfreie-getraenke/mineralwasser
Download
Mineralwasser und Dialyse zum Download
Mineralwasser und Dialyse.pdf
Adobe Acrobat Dokument 4.2 MB

Rechtlicher Hinweis

Dieser Leitfaden dient ausschließlich der allgemeinen Information und Unterstützung von Dialysepatienten sowie nierentransplantierten Personen bei der Auswahl eines geeigneten Wassers. Die enthaltenen Empfehlungen basieren auf Fachquellen, öffentlich zugänglichen Analysen und ernährungswissenschaftlichen Grundsätzen, können jedoch individuelle ärztliche Beratungen nicht ersetzen. Trotz sorgfältiger Recherche übernehme ich keine Gewähr für die Aktualität, Vollständigkeit und Richtigkeit der hier aufgeführten Informationen. Die Zusammensetzung von Mineral- und Leitungswasser kann sich ändern, daher sollten stets aktuelle Analysen der Hersteller oder Wasserversorger herangezogen werden. Die Anwendung dieser Informationen erfolgt auf eigene Verantwortung. Eine Haftung von Spektrum Dialyse für gesundheitliche Folgen oder etwaige Schäden, die aus der Nutzung dieses Leitfadens entstehen, wird ausdrücklich ausgeschlossen. Im Zweifelsfall sollte immer der behandelnde Nephrologe oder eine andere fachkundige medizinische Stelle konsultiert werden.

Stand: 07/2024