Kommentar zur Themenwoche der ARD„Leben mit dem Tod“

Sie werden sterben! Erschrocken über diese Nachricht?!

 

Was würden Sie tun, wenn das heute Ihr letzter Tag wäre? Sind Sie darauf vorbereitet? Wie war Ihr Leben rückblickend? Bereuen Sie etwas? Streit mit der Familie, den Kindern oder Freunden? Wollten Sie immer etwas tun und haben es auf morgen oder später verschoben? Haben Sie sich auf den Tod vorbereitet? Kann man sich überhaupt auf den Tod vorbereiten? Hat der Tod Humor? Sterben Frauen anders als Männer? Haben Sie Angst vor dem Tod? Viele Fragen, mit denen man sich zur Lebezeit ungerne oder so gut wie gar nicht auseinandersetzt!

 

Gehen wir den Fragen mal nach.

 

Laut Literatur ist Sterben das Erlöschen der Organfunktionen eines Lebewesens, das zu seinem Tod führt. So einfach ist das! Neben der Geburt ist das Sterben die zweite Lebenssituation, die wir können, ohne eine Ausbildung dafür gemacht zu haben. Was soll man auch lernen? Wie man schön stirbt? Als der Schauspieler Dirk Bach gestorben ist, schrieb die Bildzeitung, Zitat: „Es ist eine Tragödie, wie traurig der lustigste Paradiesvogel des deutschen Fernsehen gestorben ist.“ Hätte er wenn schon, weil er Entertainer war, lustig sterben sollen? Ich finde zum Sterben und dem Tod gehört eine Portion Ernsthaftigkeit. Gut, wissen tue ich es nicht, da ich ja bis jetzt keine Erfahrung damit habe. Der Gedanke daran sterben zu müssen, macht mir auch Angst! Aber wenn ich auf meinen Familienstammbaum blicke, ist es eine Familientradition, denn am Lebensende wurde in unserer Familie immer gestorben!

 

Das Sterben

 

Was würden Sie tun, wenn heute Ihr letzter Tag wäre und sie wüssten morgen, werden Sie sterben? Eine Bekannte sagte in einem TV Beitrag zur ARD-Themenwoche, sie würde eine „riesen Gartenparty mit der Familie feiern“. Ihr ist es wichtig noch einmal glücklich im Kreise der Familie zu sein und sich bewusst zu verabschieden. Die australische Sterbebegleiterin Bronnie Ware veröffentlichte 2011 ein Buch darüber, was Sterbende am meisten bereuen. Darin schreibt sie, vier von insgesamt fünf Dingen betreffen Versäumnisse im Leben. Auf Platz 1 steht laut Buch, der Wunsch, "den Mut gehabt zu haben, mein eigenes Leben zu leben". Viele beklagten, zu oft Erwartungen anderer entsprochen zu haben, statt ihren eigenen Wünschen nachgegangen zu sein.“ „Viele Menschen merken laut Ware erst am Ende ihres Lebens, dass man sich bewusst für Glück und Freude entscheiden kann.“

 

Kann man sich auf den Tod vorbereiten?

 

Der Autor John Izzo stellte 100 Menschen die Frage Zitat: „Was machte Sie am glücklichsten? “, „Was bereuen Sie am meisten?“, „Was zählt wirklich, und was stellte sich als unwesentlich heraus?“ Ich denke mit dem Hintergrund dieser Fragen und der Aussage von Bronnie Ware und der Aussage über die Versäumnisse im Leben. Sie schrieb, um es noch einmal in Erinnerung zu rufen, Zitat: "Den Mut gehabt zu haben, mein eigenes Leben zu leben" weiter schreibt sie „viele beklagten, zu oft Erwartungen anderer entsprochen zu haben, statt ihren eigenen Wünschen nachgegangen zu sein.“ Betrachtet man diese Aussagen etwas näher, bin ich der Meinung man kann sich auf den Tod, egal wann er kommt, vorbereiten! Dazu bedarf es aber ein Stück Mut und Kraft! Den Mut sein eigenes Leben zu leben sich auch in der Partnerschaft, Familie und Kindererziehung nicht ganz zu vergessen sowie die Kraft haben auch eigene Wünsche nachzugehen. Man muss nicht alle Erwartungen erfüllen! So denke ich sind wir ein Stück glücklich und bereuen am Ende nicht allzu viel und können in der Minute in dem das ganze Leben an einem vorbeiläuft zufrieden zurückblicken und dem Tod ohne all zu große Reue jederzeit begegnen.

 

Der Tod als ständiger Begleiter

 

Keine andere Patientengruppe, wie wir Dialyse- und Nierenpatienten, leben täglich so intensiv mit dem Tod! Bei jeder Dialysebehandlung, der Einnahme verschiedener neuer Medikamente sowie notwendigen operativen Eingriffen, besteht oft Lebensgefahr. So ist der Tod eher unbewusst aber doch präsenter unser ständiger Lebensbegleiter als bei der Normalbevölkerung.

 

Trotz ständigen Lebens mit dem Tod, gibt es glaube ich kaum eine Patientengruppe, die den Tod auf der einen Seite so ignoriert und auf der anderen Seite täglich herausfordert sowie auch noch Nutzen daraus zieht! Es gibt nicht wenige Patienten, die regelmäßig ihre Grenzen, beim Trinken, Essen (Kalium und Phosphat) überschreiten und noch dazu Kette rauchen. All dies trägt im übertragenen Sinn dazu bei, dass der Tod nicht nur auf uns aufmerksam wird, sondern er wird auch ständig herausgefordert!

 

Ich kenne wenige, die bei all dem ein so großes Talent haben, durch positives Denken, den Gedanken an den eigenen Tod zu verdrängen. Wenn er dann zart anklopft, sind die Leute so erschrocken, dass sie im Chor singen „Doktor helfen Sie mir, woher kommt das?!“ Dessen Hilfe ist dann unbedeutend, denn die Sünden der Vergangenheit und deren Nebenwirkung, sind nicht mehr rückgängig zu machen.

 

Keiner beschäftigt sich zu Lebzeiten wirklich gerne mit dem Tod. Die Aussage „Sie müssen sterben“ macht allen Angst. Aber gerade Patienten wie wir, die auf eine Organspende angewiesen sind, können nur dank derer Menschen weiterleben, die sich zu Lebezeiten mit dem Tod auseinandergesetzt haben und ja zur Organspende sagen! So ist der Tod nicht nur unser ständiger Begleiter, sondern er schenkt uns auch Leben! Nebenbei sei noch angemerkt, dass wir gerade als Dialysepatienten in der Lage sind, durch Ablehnen der Dialysebehandlung, den Tod zu planen und sozusagen zu bestellen. Es ist für viele eine Beruhigung, bei schlimmen Erkrankungen die Möglichkeit zu haben, nicht bis zum Ende alles durchleben zu müssen. Man hat das Heft selbst in der Hand und kann für den Fall der Fälle, alles in einer Patientenverfügung festlegen.

 

Sterben Männer anders als Frauen?

 

Der Altersforscher François Höpflinger erklärt dazu: „Frauen sterben sozialer als Männer: Es ist ihnen wichtiger, nicht allein zu sein, Gesellschaft zu haben. Sterben Frauen also anders? Frauen haben die Tendenz, bis zum letzten Augenblick rücksichtsvoll zu bleiben. Sie wollen mit ihrem Sterben niemandem zur Last fallen. Männer gehen dagegen oft einen einsameren Weg, sie wollen das Sterben weniger aus der Hand geben und bis zum Schluss die Kontrolle darüber behalten. Männer sind wahrscheinlich rücksichtsloser gegenüber sich selbst, aber auch gegenüber anderen. Sie machen sich weniger Gedanken darüber, was und wen sie zurücklassen, als Frauen. Das macht es ihnen oft einfacher zu gehen.“

 

Hat der Tod Humor?

 

Eigentlich ist es pietätlos, sich über das Dahinscheiden Anderer zu amüsieren. Die meisten Menschen sucht Gevatter Tod im Bett, im Straßenverkehr oder eben im Krankenhaus heim. Aber manchmal geschehen so kuriose Dinge, dass man glauben mag, der Tod will sich an den dümmsten von uns rächen. So viel Pech kann es kaum geben.

 

„So stürzt in Buenos Aires ein Pudel aus dem Fenster und tötete drei Menschen. Einen erschlug er, einer wurde beim Beobachten der Szene vom Bus überfahren und ein Dritter erlitt einen Herzinfarkt.“

 

„Ein Taucher im Wald! So wurde nach einem Waldbrand ein Mann mit Schnorchel und Flossen im Wald gefunden. Der Unglückliche ist wohl in den Behälter des Löschhubschraubers geraten und in großer Höhe abgeworfen worden.“

 

„Ein Christ in Kalifornien versuchte in der heimischen Badewanne die Kunst des Überwasserlaufens zu erlernen. Er rutschte auf der Seife aus und ertrank.“

 

Solche Beispiele sind endlos fortzuführen, so denke ich, hat auch der Tod seine eigene Art des Humores.

 

Was bleibt am Ende?

 

Viele fragen sich, was bleibt von mir, wenn ich mal nicht mehr bin?! Es gibt Menschen die versuchen ihr Leben lang Spuren zu legen. Sodass man sich auch später, nach ihrem Tod, noch an sie erinnert. Seien wir zu uns selbst ehrlich, wenn wir es zu Lebzeiten nicht geschafft haben ein Goethe, Schiller oder Tom Hanks zu werden, wird die Erinnerung an uns nach und nach mit dem Tod von Familienmitgliedern und Freunden mitsterben. Bis wir am Ende nur noch ein Name in einem Kirchenarchiv oder Behördendatei sind.

 

Private Meinung

 

Nun habe ich so viel über das Sterben und den Tod geschrieben aber wie denke ich persönlich übers Sterben und den Tod? Ich habe vor dem Sterben Angst! Nicht vor dem Tod! Ich habe vor dem Leidensweg der eventuell zum Tod führt Angst. Welche Krankheit, welche Situation werde ich durchstehen müssen? Der Tod selbst macht mir keine Angst. Die Geburt war für mich auch nicht schlimm. Was bleibt von mir? Solange Menschen leben, die mich kannten, wird man sich auch sicher an mich erinnern. Bis ich letztendlich auch in der Erinnerung gestoben bin. Solange sich Menschen an mich erinnern, hoffe ich, dass sie das mit Humor tun und hin und wieder mit oder über mich lachen. Dann bleibt von mir dass, was ich war. Ein lebenslustiger Mensch mit einer großen Portion Optimismus. Der Tod kommt auf alle Fälle! Ich möchte nicht zu Hause im Sessel sitzen und auf ihn warten. Sterben kann man an jedem Ort zu jeder Zeit. Also dann lieber bei Aktivitäten, als einsam im Wohnzimmer.

 

Fazit

 

Wir alle müssen sterben! Das den Menschen ins Bewusstsein zu rücken hat die ARD-Themenwoche den Menschen auf vielseitige Weise vermittelt. Das Thema in der aktuellen Zeit so anzugehen, war mutig. Bis zum Tod sollte man so leben und lernen, dass wir das Leben nach unseren Möglichkeit genießen. Auf den Tod bin ich gespannt, was er mich am Ende noch lehrt! Denn wie schrieb Herman Hesse in seinem Gedicht „Stufen“, Zitat: „Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde uns neuen Räumen jung entgegen senden, Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden... Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!“