Klimaanlage Ja oder Nein, Sinn oder Unsinn? Eine Themenstellung des Dialysebereiches, wo sich schlicht, die Geister streiten. Patienten wird es durch fehlende Beweglichkeit im klimatisierten Raum schnell kalt, das Infektionsrisiko steigt. Personal leidet bei fehlender Kühlung. Aktuell verzichten 50 % der deutschen Dialyseeinrichtung noch auf eine Klimaanlage. Hintergrund ist, dass so alle Patienten die gleiche Luft verbrauchen. So kommt es zu einer erhöhten Ansteckungsgefahr für Erkältungskrankheiten. Bei alten multimorbiden Patienten zum Teil mit erheblichen Folgen.
Rückblick Sommer 2015: Der Sommer zählte mit Rekordtemperaturen um die 40C° zu einem der heißesten seit Wetteraufzeichnung. Unter der Hitze litt die Bevölkerung. Dazu zählten auch Ältere und chronisch kranke. Zur letzteren Gruppe zählen auch Dialysepatienten. Einige Dialyseeinrichtungen sind klimatisiert andere bewusst nicht. Wie empfinden Patienten eine Klimatisierung? Ich hörte hierzu im Sommer gelegentlich, wir haben eine Klimaanlage die Dialyse in dem Punkt seh angenehm! Im Verlauf des Gespräches hörte ich überdies, "ich bin jedoch häufig erkältet und benötige teils Antibiotika." Von Patienten, die in Einrichtungen ohne Kühlung dialysierten, hörte ich, es ist die Hölle. Ich will eine Klimaanlage! Von ihnen vernahm man aber kaum etwas von Infekten. Ist dies Zufall?
Es gibt Dialyse, die bewusst auf eine Klimaanlage verzichten. Hintergrund ist, dass die ältereni morbiden Patienten, hier ein hohes Infektionsrisiko aufweisen. Diese Patientengruppe stellt in einer Einrichtung den größten Anteil. Viele dieser Patienten liegen bei 30 °C noch mit Wollweste und Decke fierend im Bett. So fördert hier eine Anlage sicher alles, nur kein Wohlbefinden. Zudem atmen meist alle die gleiche Luft, was ein erhöhtes Ansteckungsrisiko beinhaltet.
Expertenmeinungen zufolge klagen viele Menschen, die z. B. im Büro regelmäßig klimatisierter Luft ausgesetzt sind, über zahlreiche Beeinträchtigungen: zu starke Zugluft,
zu viel Kälte, zu trockene Schleimhäute. In der Folge treten vermehrt Krankheiten auf, an erster Stelle Erkältungen, Probleme mit den Bronchien, Nebenhöhlen, Augen und erhöhte Infektanfälligkeit.
Bei Außentemperaturen von 30 oder 40 Grad Celsius und hoher Luftfeuchtigkeit kommt jeder ins Schwitzen. Im klimatisierten und damit kühlen Büro, Restaurant, Hotelzimmer und medizinischen
Einrichtungen, ist die Infektanfälligkeit sehr hoch. Der abrupte Wechsel zwischen hohen und niedrigen Temperaturen stresst das Immunsystem und schwächt so die Abwehrzellen. Der Schweiß kühlt plötzlich ab, die trockene Luft reizt zusätzlich die Schleimhäute der oberen Luftwege – viele Virenarten haben ein leichtes
Spiel und der steife Nacken lässt ebenfalls nicht lang auf sich warten. Darüber hinaus wird auch das Herz-Kreislauf-System stark belastet. Besonders für ältere Patienten kann dies schwerwiegende
gesundheitliche Folgen besitzen. Doch beim Personal stößt man hier auf taube Ohren.
Ich wollte es genauer wissen und startete zur Thematik eine Umfrage bei Facebook. Meine Fragen: Wie waren Eure Erfahrungen in der Dialyse diesen Sommer? War die Klimaanlage ein Problem? Gab es Diskussionen zwischen Patienten und Personal?
Hier die Reaktionen:
Stellte es nun eine hohe Belastung dar bei solch hohen Temperaturen in einer Dialyseeinrichtung arbeiten zu müssen?
Welches Fazit soll man nun am Ende ziehen? Ist eine Klimaanlage in einer Dialyseeinrichtung sinnvoll oder nicht?
Auf Einrichtungen, wo mit Hintergrund des heißen Sommers 2015 für die nächste Saison eine Klimaanlage eingebaut wird, kommt auf die Pflegedienstleitung und die Ärzte sicher Arbeit zu. Sie werden immer wiederkehrende Diskussionen (es ist zu kalt/uns ist zu warm zum Arbeiten) führen erleben. Dabei ist ihr Geschick der Vermittlung und der Deeskalation in hohem Maß gefordert. Denn es wird nicht nur zu Konflikten unter Patienten kommen, sondern auch unter Personal. Ebenso steigen die Konflikten zwischen Patienten und Personal. Das Arzt-Patienten-Verhältnis wird belastet. Das in einem ohnehin schon eng bemessenen Zeitplan zwischen Bettvisite und Praxis/Klinikbetrieb.
In gekühlten Einrichtungen sind diese Diskussionen in Sommermonaten an der Tagesordnung. In jedem Jahr gleichen sich die Diskussionen übereinstimmend nicht nur deutschlandweit, sondern weltweit. Hier ist das Phänomen der Kompromisslosigkeit des Personals, gegenüber kranken Menschen, weltweit gleich. Es ist nicht nur gleich sondern die Diskussion existiert seit es Anlagen gibt. Warum? Warum ist es nicht möglich einen Kompromiss für beide seiten zu finden? Ist eine Reglung auf hoher Ebene gefunden, wird sie sofort wieder in Frage gestellt. Als Patient versteht man es einfach nicht, es müsste doch das Ziel des Personals sein zum Wohlergehen seiner Patienten beizutragen!
Zudem verursacht eine Anlage auch jährlich hohe Betriebs- und Wartungskosten. Kosten, die beim Patienten und seiner Gesundheit bessere Verwendung finden könnte.
Da es wie schon beschrieben, infolge vermehrt zu Krankheiten wie z.B. Erkältungen kommt, kommt es eventuell zu einem hören Krankenstand und Arbeitsausfällen auf Personalseite. Eine zusätzliche Belastung für den Arbeitgeber in der Patientenversorgung.
Letztendlich muss jede Einrichtung individuell entscheiden, ob eine Klimaanlage „Fluch oder Segen“ für ein gutes Betriebsklima ist. Man sollte aber immer das Patientenwohl
dabei im Auge behalten!