Organspende ... Strukturen statt Gesetzänderung! Was wäre wenn ... ?

Nun könnte man  wie in jedem Jahr, die katastrophale Lage der Organspende darstellen. Was der Wahrheit entsprechen würde. Ebenfalls könnte ich wie jedes  Jahr Schuldige für die Misere benennen,  sowie die Fehler im System aufzeigen. Auch das Schicksal und das Sterben der Patienten auf der Warteliste, durch den Organmangel könnte erneut dokumentiert werden. Jedoch geschah dies wie schon immer in Medien und Presseberichten um den Tag der Organspende, zahlreich von allen Organisationen und Würdenträger im Juni.  Ich könnte auch erneut den Sinn der bundesweiten Veranstaltung zum Tag der Organspende beleuchten. Verursacht sie doch nur hohe Kosten, zieht in Wahrheit nur Betroffene an und setzte noch nie ein Zeichen, das  öffentlichen Anklang fand. Am Ende verpuffen die geläufigen  Worthülsen wie jedes Jahr wirkungslos! Ein bekanntes Trauerspiel! The same procedure as every year..." Dabei bräuchte es dringend neue Ideen, neue Rhetorik und junge frische Akteure mit Herz für die Sache, in diesen Abläufen. Aber auch die Forderung ist wie in allen Jahren vergebens. Die veralteten nicht mehr ernst zu nehmenden Akteure in Amt-und Würde, welche alles über Jahre mit zu verantworten haben, kleben weiter  an ihren Stühlen.

 

Wenn nun auch ich wie in jedem Jahr etwas schreibe, was keine Wirkung  zeigt, dachte ich, ich gehe mal einen anderen Weg in der Darstellung.  Ich stelle die Frage "Was wäre wenn .."

 

So beschäftigen mich folgende Fragestellungen!

 

Was wäre wenn ... die Organspende in Deutschland ein einheitliches Erkennungsbild (Corporate Identity) bekommen würde? Ein Logo, worunter alle Organisationen, die sich für Organspende arrangieren einheitlich auftreten.  Sodass man allen Orts sogleich, durch Verinnerlichung  erkennt, hier geht es um Organspende.  Aktuell haben die BzgA, die Deutsche Stiftung Organtransplantation, Bund der Organtransplantierten e.V., Bundesverband Niere e.V., Deutsche Transplantationsgemeinschaft, Stiftung über Leben e.V., Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation, Lebertransplantierte Deutschland e.V., Herzstiftung und viele weitere Organisationen jeweils ihr eigenes Logo. Verwirrt dies nicht und verhindert erfolgreiche Aufklärung?

 

Was wäre wenn ... eine Bundesbehörde geschaffen würde, die zentral alle Dinge der Organspende und Gewebespende regeln würde.  Aktuell sind die Strukturen intransparent. So haben derzeit wenige Repräsentanten der Bundesärztekammer die Abläufe in der Hand. Dazu zählen die Regeln der Warteliste, Organvergabe  bis hin zur Selbstüberwachung. Würde ein stattliches System, welches nicht aus privaten Stiftungen und Vereinen besteht und sich  selbst überwacht, nicht mehr Vertrauen anregen? Vor allem nach dem Wiederholten Skandal in der Essener Transplantationsklinik!

 

... man einen bundesweiten Transplantationsbeauftragten installieren würde? Der als zentrale Person in den Medien erkannt wird. Er würde alle Abläufe kommunizieren und regeln. Darüber hinaus sollte die Person für Planungen freie Hand haben. So besäße  die Bevölkerung neben einem einheitlichen Logo, auch einen erkennbaren Kommunikator.  So ein Zentraler  Transplantationsbeauftragten sollte es auch in den Ländern geben. Würde eine solche Transparenz nicht breiteres Vertrauen erzeugen?

 

...  man ein gezieltes Informationsprogramm, nach Schaffung eines zentralen Logos sowie eines bundesweitem Transplantationsbeauftragten, auflegen würde? Um der Bevölkerung das Thema einheitlicher ins Bewusstsein zu führen. Mit einem Werbeetat von fast 100 Millionen Euro (Quelle: Ärzte Zeitung 14.05.2018) müsste dies doch nutzbringend  möglich sein. Die Brauerei Krombacher  z.B. hatte 2016 ein Werbeetat  von nur 66 Millionen Euro. Sie gelangte damit in unser aller Bewusstsein. Wäre so die Informationspflicht der Krankenkassen am Ende nicht auch chancenreicher? Es wird in Deutschland viel zu wenig über Organspende informiert. Die viel gelobte Arbeit der Selbsthilfe ist buchstäblich wirkungslos. Was die zahlen über Jahre belegen. TV - Spots laufen derzeit wenn, im Nachtprogramm in unbekannten Sendern. Sieht so professionelle Informationspolitik aus?

 

... man an allen  Kliniken die zum Organspende System gehören am Eingang ein Schild anbringen würde, worauf steht: "Wir sind laut deutschem Transplantationsgesetz eine Klinik, die am Organspendensystem teilnimmt. In Ernstfall wird Ihnen die Frage nach dem Willen zur Organspende ihres Angehörigen gestellt." Wir bitten Sie hierfür um Verständnis." Gepaart mit gezielt erkennbaren Informationen, die nicht unter Zeitschriften versteckt sind. Wäre dies nicht eine wortlose Sensibilisierung der Bevölkerung für eine schwierige Situation? Würde sich so das Gespräch mit den Angehörigen nicht behutsamer sowie erfolgreicher führen lassen?

 

man den Organspendeausweis in "Transplantationsausweis" umbenennen würde? Gelangten die Abläufe auf diese Weise nicht automatisch ins Medizinische als ein  Akt der Nächstenliebe? Würde man so nebenbei nicht auch die Patienten aus der Bittstellung herausführen?

 

... man für die Krankenhäuser eine Abrechnungsziffer für die Abläufe der Organspende schaffen würde. In der sämtliche Kostenpunkte (z.B. Vorhalte Kosten für die Organspende, Intensivbett- und Operationssaalbelegung), ausreichend geregelt währen. Wäre es mit Kostendeckung  nicht reizvoller für Kliniken, Organspender zu melden? Unwirtschaftlichkeit führt zur Tatenlosigkeit. Wie groß in den Kliniken das Potenzial ist, die Zahl der Organspende zu steigern zeigt eine "Sekundärdatenanalyse aller vollstationären Behandlungsfälle" die vor Kurzer Zeit im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht wurde. Darin war die Aussage zu Lesen, Zitat: "Basierend auf der Analyse aller vollstationären Behandlungsfälle des Jahres 2015 hätten – statt der tatsächlich durchgeführten 877 Organspenden    2 780 Organspenden realisiert werden können. Dies entspräche 33,8 Organspenden pro einer Million Einwohner." Das Potenzial in Deutschland spanische Verhältnisse zu erreichen ist vorhanden. Es ist jedoch eine Kostenfrage. Zum Glück wurde dies politisch erkannt. So hat man ein Gesetzentwurf auf dem Weg gebracht der zu mehr Geld und klarere Strukturen führen soll. Gesundheitsminister Jens Span sagte hierzu unteranderem am 31.08.2018 im Deutschen Ärzteblatt: "Der neue Gesetzentwurf zielt nicht auf eine Erhöhung der Spendenbereitschaft in der Bevölkerung. Stattdessen sollen mit den im Entwurf beschriebenen Maßnahmen die strukturellen und finanziellen Voraussetzungen in den Entnahmekrankenhäusern geschaffen werden, um die Organspendezahlen nachhaltig zu erhöhen." Das ist ein vielversprechender Ansatz, den ich schon 2003 in Pressemitteilungen forderte.

 

... man die Transplantationsbeauftragten in den Kliniken von allen Aufgaben entbinden würde?  Beispielhaft nach dem bayrischen Modell. Bayern hat dafür Folgendes gesetzlich geregelt. Zitat: " In Entnahmekrankenhäusern, die als Transplantationszentren zugelassen sind, ist der Transplantationsbeauftragte für die Erfüllung der Aufgaben vollständig freizustellen. " Warum ist das nicht deutschlandweit erdenklich? Hoffnung macht der vorgenannte Gesetzentwurf. Darin ist vorgesehen. Zitat Deutsches Ärzteblatt 31.08.2018. "Neben den Stellenvorgaben soll die Rolle und die Wertschätzung der Transplantationsbeauftragten in den Kliniken generell deutlich gestärkt werden."

 

... man an vielen Stellen der Stiftungen und Vereine die ewigen Vorsitzenden gegen neue junge Akteure erneuern würde? Leute, die  mit neuer Rhetorik,  frischen Ideen und dem Willen etwas zu verbessern beginnen. Man darf nicht vergessen, dass die alten Herren, seit Jahren ergebnislos über Verbesserung depattieren und  für die katastrophale Lage mit die Verantwortung tragen. Wäre eine solche Erneuerung, nicht ein Segen für die Patienten? Die Uneinsichtigkeit mancher "Selbstdarsteller" für Neues keinen Platz zu machen, kostet ebenso Menschenleben!

 

... man die Organspendenerklärung in die elektronische Gesundheitskarte, wenn sie denn mal Umsetzung findet sowie in die Patientenverfügung aufnimmt? Wäre der Wille des Patienten so im Notfall nicht gut abrufbar?

 

... man ein Transplantationsregister aufbauen würde um so die die Qualität der Transplantationsmedizin in Deutschland  zukünftig, wissenschaftlich nachweißen zu können. Würde dieser Qualitätsnachweis, in der Bevölkerung nicht zusätzliches Vertrauen herstellen? 

 

Eine Frage fehlte in den Aufführungen. Die Frage, "Was wäre wenn... man das Transplantationsgesetz von der "erweiterten Zustimmungslösung", zur "Widerspruchslösung" hin ändern würde? Dies wird ja aktuell vielseitig diskutiert. Hier hat unser Gesundheitsminister selbst die Diskussion dazu angestoßen.  Würde so eine Verbesserung der Situation erfolgen? Meiner Meinung nach nicht. Denn auch dann fehlten weiter Strukturen, die in Ländern wie Spanien oder Kroatien, die immer wieder als gute Beispiele zitiert werden, vorherrschen.  Die Beantwortung und teils Umsetzung meiner Frageinhalte könnte, ohne Gesetzesänderung, Stück für Stück in der Umsetzung zu einer Verbesserung beitragen. Davon bin ich vollkommen überzeugt. Die zitierte Sekundärdatenanalyse zeigt deutlich wo das größte Problem besteht.

 

Als einzelner Patient wird man mir kein Gehör schenken oder mit mir in ein Dialog treten. Hierzu fehlt mir auch ein politischer Unterstützer oder Führsprecher. So wird  mein Artikel genauso unerheblich bleiben, wie die Interpretationen der behördlichen Repräsentanten. Erst im nächsten Jahr, nach Veröffentlichung der neuen Zahlen, werden wieder  alle die wohlbekannten Worthülsen durch die Medien senden. Nach dem alten Motto: The same procedure as every year..." Zum Leidwesen der  Patienten, die durch die ausbleibende Veränderung, weiter täglich seit Jahren mit ihrem Leben dafür bezahlen ... Aber auch die Veranschaulichung erweckt immer geringere Berücksichtigung!

 

Positiv ist zu mindesten die angestoßene Diskussion von Gesundheitsminister Jens Span zu werten. Jedoch komm durch die Diskussion Widerspruchslösung ja oder Nein, die Debatte  um die Strukturen und Kommunikation zu verbessern, zu kurz. Dabei wären gerade der Weg die beste Vorbereitung, dass eine Gesetzesänderung eine Verbesserung bewirken würde.