"Auch aus der Ferne bin ich bei Dir und mir geht es gut. Und Dir darf es auch gut gehen, wenn Du meinen Stern siehst. Dann erinnere Dich daran, wie wir zusammen gelacht haben und glücklich waren und dann lach mit mir."
Mein Leben lang begleitete mich meine Patentante (Goddie). Meine schönsten Erinnerungen und wertvollsten Erfahrungen habe ich bei ihr und meinen Onkel gesammelt. Von klein auf war ich mit meiner Mutter bei ihr. Ich liebte es in ihrer Küche zu sitzen. Hier war immer etwas los. Mein Onkel hatte 12 Geschwister darüber hinaus hatte sie drei Kinder und die wiederum viele Freunde. Zusammen mit einem Getränkeverkauf bildete die Küche einen Treffpunkt für alle. Für alle gab es etwas zu essen und zu trinken. War mal nichts da, rannte sie schnell zum nahen Bäcker und holte Streusel oder Kranzkuchen. Wo andere in den Urlaub investierten, versorgte sie und mein Onkel Familie, Freunde und Bekannte. Keinem fehlte es an etwas und jeder war willkommen. Feste in ihrer Kellerbar, wo mein Onkel auch mal als "Rübezahl" erschien, bleiben unvergessen. Für ihre Familie und all das arbeitete sie hart und viel.
Als Kind wartete ich immer voller Ungeduld, dass mein Onkel von der Arbeit heimkam. Ich durfte dann immer mit ihm zusammen Mittagessen. Sie hatte hierzu für mich eine kleine weise Suppentasse. Sie war eine der besten Köchinnen, die ich kannte. Bei einem Hackfleischtopf (genannt Gebratscheltes), der zu einem meiner Leibspeisen wurde habe ich bisher und werde auch in Zukunft immer an Sie denken.
Ebenso werde ich auch nie die Faschingszeit vergessen. Der Rosenmontagszug zog am Haus vorbei auch da bildete das Haus Treffpunkt für alle. Der Höhepunkt waren immer die riesen Schüsseln voll "Ringelcher". Eine Teigwahre ähnlich wie Berliner (Fasekichelcher). Gott weiß, wie lange sie da vorbereiten musste. Aber es war ihr nie zu viel. Ich schaffte in jungen Jahren mal über 10 Stück. Den Geschmack werde ich nie vergessen.
Es war gleich, wann ich zu ihr gekommen bin, immer hatte sie etwas für mich. Selbst mit über 30 Jahren erhielt ich noch meinen Nikolaus mit selbst gebackenen Plätzchen und Osterhasen. Weiter werde ich nie vergessen, wenn sie mich zusammen mit meinem Onkel an meinem Geburtstag gratuliert hat. Immer haben sie gemeinsam mit Gitarrenbegleitung gesungen. Das war etwas ganz Besonderes für mich.
Ich liebte ihr Haus. Sie und mein Onkel hatten sich da ein kleines Paradies erschaffen, in dem sich jeder wohlfühlte. Da war ein kleiner aber wundervoller Garten. Er wurde sogar mal ausgezeichnet. Unzählige Blumen und Gartenzwerge schmückten ihn. Sie hatten beide den grünen Daumen und so die herrlichsten Blumen in Haus und Garten. Auf ihrer Terrasse zu sitzen war eine Freude. Im Winter besuchten ihr Vogelhaus unzählige Singvögel, was immer spannend zu beobachten war. In Ihrem Haus und auf der Terrasse erlebte man nebenbei, die Entwicklung der Familie von Hochzeit ihrer geliebten Kinder bis zu den Urenkeln. Ich liebte dieses Familienleben mit der übergroßen Herzlichkeit das bei ihr und meinem Onkel herrschte.
Meine wichtigste Erfahrung und lehre die ich nie vergessen werde ist, dass die Familie zusammenhalten muss und sich mit Respekt behandelt. Die Familie war ihr leben und sie die liebevolle Chefin. Mit allen Problemen konnte man zu ihr kommen. Sie und mein Onkel hatten immer ein offenes Ohr und einen Ratschlag. Beide waren ein unzertrennliches Team. Ohne Lilo ging nicht und auch nicht ohne Alois. Alois werkelte im Keller und am Haus, Lilo im Haus und im Garten. Sie gingen zusammen zum Wandern, zum Singe-/ und Tanzgruppe sowie auf Feste.
Eines Tages bemerkte man, dass sie nicht mehr so konnte, wie es alle gewohnt waren. Sie erkrankte. Körperlich wie geistig Liesen ihre Kräfte nach und wir verloren sie Stück für Stück. In dieser Zeit erinnere ich mich an einen Anruf von ihr in der Vorweihnachtszeit. Sie sagte "In dem Jahr rufe ich persönlich an und schicke keine Karte. Wer weiß, wie lange es noch geht." Zwar telefonierten wir immer zu Weihnachten, aber der Anruf war besonders. Es war der Letzte, wo wir noch bewusst miteinander reden konnten.
Am 27.01.2017 ist sie nun nach langer Krankheit im Kreise ihrer Familie und in ihrem schönen Haus friedlich eingeschlafen. Ihr letzter Weg führte aus dem Haus sowie durch den Garten. Ich denke so hätte sie es sich selbst gewünscht. Sie ist nun von einem Leben erlöst, dass wie wir alle von ihr wussten, Sie so nie wollte.
Ich konnte Sie wegen eigener Krankheit, über die sie seit meiner Kindheit immer sehr besorgt war, lange nicht besuchen. So war ich bedauerlicherweise auch in ihrer letzten Stunde nicht da. Kontakt hielt ich regelmäßig am Freitag über meine Cousine und in Verbindung mit WhatsApp.
Mit Ihrem Tod habe ich einen Mittelpunkt und Richtpunkt meines Lebens verloren, dem ich unendlich viel zu verdanken habe. Meine Darstellungen werden diesem Menschen mit Sicherheit nicht gerecht. In zahlreichen Erinnerungen wird sie mich fortan begleiten. Ich danke ihr an der Stelle für alles, was mir durch ihr Leben und Wirken geschenkt wurde.
Ich nehme Abschied von meiner Patentante Lilo Quint und spreche an der stelle ihrem Mann meinem Onkel sowie seinen Kindern und der ganzen Familie mein tief empfundenes Beileid aus. Wie groß der Verlust dieses großartigen Menschen ist, weiß jeder der sie persönlich kennenlernen durfte!
Machs gut Goodie ich werde dich vermissen ...
Dein Patenkind Martin